Die Sonntagsfrage

Welchen Rat würden Sie Verlagsgründer:innen heute geben, Ralf Plenz?

1. September 2024
Redaktion Börsenblatt

Weiterbildung für die Buchbranche – dafür steht Ralf Plenz. Vor 30 Jahren hat er den Input-Verlag gegründet und 20 Jahre lang das "Verlagshandbuch" herausgegeben. Was rät Plenz Verlagsgründer:innen heute? Was hat es mit den "Perlen der Literatur" auf sich und wie laufen die Podcasts? Das erzählt der Verleger in der Sonntagsfrage. 

Ralf Plenz, Verleger

Ralf Plenz

Wofür steht Input-Verlag und wie kam es zur Gründung des Verlags?

Das war vor genau 30 Jahren, also 1994. Die Anregung zur Gründung des Input-Verlages kam von meinen rund 3.000 Seminarteilnehmern und über 200 Verlagskunden, die ich in den zwölf Jahren meiner Tätigkeit als Referent und Verlagsberater betreut habe. Übrigens: Input steht für In = Innovation, p = Produktion, u = und, t = Transfer.

Stehen Sie Verlagen noch als Berater zur Verfügung?

Ja, ich mache das immer noch gerne nebenberuflich. 

Das „Verlagshandbuch“ ist Geschichte… Werden Sie noch manchmal darauf angesprochen?

Fast auf jeder Messe oder Ausstellung treffe ich Kollegen oder werde von Unbekannten angesprochen, die dieses Werk sehr geschätzt und daraus gelernt haben. Immerhin hatte ich von 1994 bis 2014 rund 60 Autoren, die über 4000 Seiten für dieses Loseblattwerk geschrieben haben. Ich weiß auch, dass es immer noch in vielen Handbibliotheken von Verlagen zu finden ist und dass das daraus abgeleitete „Verlagslexikon“ im Verlag von Klaus Bramann im Laufe der Jahre rund 1.000 Mal verkauft wurde.

Wie viele Bände sind bisher in der Reihe „Perlen der Literatur“ erschienen? Welcher Band hat sich am besten verkauft?

Seit 2021, also seit ich meine Tätigkeit als Oberstudienrat an einer staatlichen Berufsschule im Medienbereich wegen Erreichen der Rentengrenze aufgegeben habe, sozusagen mitten in der Pandemie, habe ich diese Buchreihe begonnen. Es sind Höhepunkte der europäischen Literatur. Sie umfasst derzeit 30 Bände und wächst weiter: Orwell, Woolf, von Arnim, Deledda, Colette und Mühsam sind nur einige der bekannten Namen. Gorch Fock und Iréne Némirovsky sind die Bestseller.

Welche Rolle spielt die Gestaltung von Büchern für Sie?

Diese Rolle sollte man weder unter- noch überschätzen. Als Gestaltungslehrer hatte ich immer sehr gute Argumente, welches Zeitschriften- oder Buchlayout besonders gelungen war und konnte dies auch jeweils mit Testergebnissen belegen. Das Zusammenspiel von Papier, Satzspiegel, Schriftwahl, Zeilenabstand und Zeilenlänge ist nicht zu unterschätzen. Sie wirken aber sehr unbewusst, so dass der erfahrene Leser oft dann erst von Lesevergnügen spricht, wenn diese Dinge optimal sind. Zu viel Experimentieren schadet und steht einem echten Lesegenuss und einer Merkfähigkeit eher entgegen.

Sie sind auch als Podcaster aktiv. Was sind Ihre Themen und wie ist die Resonanz?

Vor etwa fünf Jahren wurde mein Podcast „Der Büchermacher“ ins Leben gerufen. Er hat langsam aber ständig steigende Hörerzahlen mit einer jahreszeitlichen Schwankungsbeite. Die Themen sind breit gefächert und reichen vom Schreiben über das Lektorieren, die Gestaltung, den Druck bis hin zu Marketing- und Vertriebsaspekten und vielem mehr. Nebenbei erfährt man auch etwas über meine „Perlen der Literatur“. Ich bekomme zunehmend spannende Themenvorschläge von Interviewpartnern, das freut mich sehr. Bei Instagram findet man mich unter @perlenbibliothek

Welchen Rat würden Sie Verlagsgründern heute geben?

Mein Buch „Verlagsgründung“, das seit 1989 in rund 30 Jahren in sieben Auflagen erschienen ist, hat eine Gesamtauflage von fast 13.000 Exemplaren erreicht. Ähnlich wie beim Verlagshandbuch habe ich mit vielen der damaligen Leser immer wieder interessante Gespräche geführt und bei einigen Verlagsbesuchen auch völlig zerlesene Exemplare meines Buchs in verschiedenen Ausgaben gesehen. Das freut mich sehr. Mein Tipp: Neben dem Studium als Startvoraussetzung sollte man mindestens zwei Jahre in einem anderen Verlag gearbeitet oder volontiert haben. Man sollte viele Buchhandlungen besuchen und sich intensiv mit Kollegen vernetzen. Jeder weiß, dass die Mitgliedschaft im Börsenverein sehr hilfreich ist, aber es gibt auch andere Möglichkeiten, sich informell zu treffen. So habe ich vor drei Jahren einen literarischen Salon gegründet, die „Denkrunde“, und bin seit sieben Jahren im Vorstand der Hamburger Autorenvereinigung.

Haben Sie eine Lieblingsbuchhandlung?

Je nachdem, welche Stadt ich besuche, sind es die mittleren und kleinen unabhängigen Buchhandlungen. Und wenn es eine Büchergilde gibt, dann ist das immer meine erste Anlaufstelle.