Und „Ärger“ wird auffällig häufig erwähnt in den Besprechungen, die ich untersucht habe. Viele Rezensenten haben ganz offensichtlich schlicht keine Lust, sich mit Themen wie Sexismus, Rassismus oder der ungleichen Verteilung von Sorgearbeit auseinanderzusetzen – und die sind nicht zufällig immer wieder Gegenstand der besonders heftig verurteilten Romane.
Die in ihnen enthaltene Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen wird abgewehrt und als Vorwurf an die Autorinnen zurückgespielt. Da heißt es dann, sie seien „larmoyant“, „narzisstisch“ oder nicht „bescheiden“ genug. Diese Diffamierung weiblicher Perspektiven und Inhalte, dieses Verächtlichmachen ist der Inbegriff der Misogynie. Denn der Ausdruck bezeichnet, so erklärt es die Philosophin Kate Manne, nicht den Frauenhass einzelner Personen, sondern ein System, das Frauen kontrolliert und in die Schranken weist, zum Schweigen bringt.