Die Sonntagsfrage

Was bedeutet Ihnen der Hessische Verlagspreis, Frau Henrich-Kalveram?

5. Juni 2022
Redaktion Börsenblatt

Die Henrich Editionen aus Frankfurt-Niederrad sind mit dem Hessischen Verlagspreis 2022 ausgezeichnet worden. Mit der Ehrung verbunden ist ein Preisgeld von 15.000 Euro. Mehr Aufmerksamkeit? Bessere Buchverkäufe? Anerkennung der Arbeit? Was bedeutet die Aufmerksamkeit für die Henrich Editionen? Und was fängt der Regionalverlag mit dem Geld an? Antworten der Verlegerin Cristina Calbetó Henrich-Kalveram.

Wir sind überglücklich und sehr dankbar, den Hessischen Verlagspreis gewonnen zu haben. Es ehrt nicht nur unsere Arbeit und unsere Autoren, sondern zeigt, dass unser Ziel, Integration von Hinzugezogenen durch Vermittlung von Kultur, zu Recht einen hohen Stellenwert hat. Publikationen zur regionalen Kultur und Geschichte sollen helfen, eine Stadt, eine Region besser kennenzulernen. Wie kann es gelingen, Menschen zu helfen, dass das neue Land, die neue Stadt, ihre neue Heimat wird, dass sie sich zu Hause fühlen?

Der Hessische Verlagspreis ist der erste Verlagspreis, den wir erhalten haben, der das gesamte Verlagsprogramm abbildet und sich inhaltlich mit unserer Arbeit auseinandersetzt. Wir decken Themen rund um Frankfurt und der umliegenden Region ab, die von Stadtarchitektur über Stadtleben, Stadtgeschichte, Biografien, lokale Romane, Kinderbücher, Non Books bis zu Hörbüchern in der hessischen Mundart reichen. Wichtig ist uns der lokale Bezug unserer Publikationen. Vor drei Jahren haben wir dann behutsam unseren Radius erweitert und unter anderem das Augenmerk auf die Stadt Offenbach und auf die Stadt Hanau gelegt. 

Unsere Bücher sollen inhaltlich und haptisch ein Erlebnis sein. Im Lektorat und in der Herstellung arbeiten wir eng mit den Autoren und Künstlern zusammen und suchen für jede Arbeit das passende Format aus der Überzeugung heraus, dass Inhalte die Form bestimmen sollen. Wichtig ist uns, dass die Publikationen modern und zeitgemäß sind, mit einer Leichtigkeit, die Spaß machen soll und mit der man sich schnell identifizieren kann.

Die Preise, die wir bisher gewonnen hatten, zeichneten hauptsächlich die Gestaltung sowie die Herstellung einzelner Bücher aus. Mit dem Hessischen Verlagspreis schließt sich der Kreis, denn wir sind der Überzeugung, dass Publikationen, die inhaltlich – aber auch in der Herstellung – auf den Standort Rhein-Main setzen, einen Mehrwert für alle Sinne bieten.

Zurzeit sind rund 150 Bücher lieferbar. Vor der Pandemie konnten wir jährlich 10 bis 15 Neuerscheinungen stemmen. Das hat sich nun seit der Pandemie geändert. Wir werden in diesem Jahr 6 Novitäten herausbringen. Unser Augenmerk liegt nämlich immer noch auf den Büchern, die durch die Pandemie nicht die Gelegenheit hatten, sich angemessen zu präsentieren. Nicht nur weil keine Veranstaltungen oder Führungen stattfinden konnten. Viele unserer Bücher und NonBooks sind Geschenkbücher, so genannte Mitbringsel, sei es der Apfelweinführer, den man mit einer Flasche sortenreinem Apfelwein verschenkt, der Stadtführer über die Neue Altstadt oder der Bastelbogen zum wieder neu aufgebauten Goetheturm.

Das Preisgeld fließt in zwei Buchprojekte

Wir haben zwei sehr interessante Buchprojekte in Arbeit, die aber noch viel Recherche und Arbeit benötigen. Auch wenn steigende Papierpreise die Kalkulationen erschweren, wollen wir in der Qualität unserer Bücher nicht nachgeben. Das Preisgeld hilft uns dabei sehr.