Wer (wie ich) zum ersten Mal die Buchmesse Abu Dhabi besucht, ist überwältigt vom Eindruck, ein potemkinsches Dorf zu betreten. Was in den weiten, tiefgekühlten Hallen an Fachbesuchern fehlt, an internationalem Publikum und summendem Lizenzgeschäft, das machen die Grundschulkinder wett, die in langen Reihen durch die Gänge ziehen und an fast vergessene Leipziger Buchmessen erinnern.
Gleich am Eingang öffnet sich der eindrucksvolle deutsche Gastlandauftritt mit einem schönen Stand, der sogar zu Gimmicks einlädt: Tischkicker und Paillettentürme dürften Buchmessenpremieren sein. Vor dem ersten Podiumsgespräch kommt der „Minister für Toleranz“ zum Händeschütteln. Das erfreulich aufklärerische Motto der Messe lautet „Reading is Seeing“ – ein legendärer Satz des blinden Denkers Taha Hussein, dem eine eigene Ausstellung gewidmet ist. Von ihm ließe sich lernen, was Toleranz bedeutet.