Die Sonntagsfrage vom 23. August 2020

„Verkaufen Sie an Ihren digitalen Lagerfeuern auch Bücher, Herr Kruecken?“

23. August 2020
Redaktion Börsenblatt

Der Ankerherz-Verlag hat in der Corona-Krise seine große Facebook-Community mit insgesamt 350.000 Usern zum Lesen angehalten und eine abendliche Live-Lesung als „digitales Lagerfeuer“ etabliert. Das ist schön. Aber gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Interaktion und Umsatz? Antworten von Ankerherz-Verleger Stefan Kruecken. 

Wir haben Stand heute an 112 Abenden gelesen. Wir lesen Geschichten vom Meer, aus den Büchern mit Ankerherz. Kapitäne, Seenotretter, Fischer vor Alaska. Im Schnitt schauen 25.000 User zu, in Spitzenzeiten 40.000. Unsere Gemeinschaft ist in der Krise zusammengerückt und weitergewachsen. Es ist schön, diese Gemeinschaft zu erleben. Wir bekommen viele Rückmeldungen von Menschen, die schreiben, dass sie ihnen Halt gibt in dieser Zeit. 

Wir bekommen viele Rückmeldungen von Menschen, die schreiben, dass sie ihnen Halt gibt in dieser Zeit. 

Ankerherz-Verleger Stefan Kruecken

Wie lange es die „digitalen Lagerfeuer“ noch geben soll? Solange es die Corona-Pandemie gibt. Und so lange die Leute noch einschalten. Kosten entstehen uns keine.  

Wir verzeichnen an den Abenden viel Traffic in unserem Onlineshop. Was die Buchverkäufe angeht: Pro tausend Zuschauer verkaufen wir im Schnitt ein Buch. Verkäufe sollen aber gar nicht im Vordergrund stehen. Wir spürten nach Mails und auch Anrufen im Verlag, dass die Leute eine Art Bezugspunkt brauchten in einer Zeit, die Angst auslöst. Das ist unsere Aufgabe. Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass wir gemeinsam durch die Krise kommen. Was wir erleben, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Eine große Community wächst langsam. Wir arbeiten jeden Tag dafür. Es ist daher wichtig, eine Gemeinschaft zu schaffen.

Physische Veranstaltungen und Lesungen haben wir vorerst abgesagt. Aber wir freuen uns sehr auf unser erstes „Sailortown“-Festival, kommenden Mai auf einem historischen Frachter im Hamburger Hafen. Und auf die nächste Skua-Reise über den Nordatlantik nach Island. Wir können es kaum erwarten. 

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