Die Sonntagsfrage

Übernahme Dombrowsky - sind Sie in Regensburg angekommen, Lalena Hoffschildt?

30. Juni 2024
von Börsenblatt

Zum 1. Mai hat Lalena Hoffschildt die renommierte literarische Buchhandlung Dombrowsky in Regensburg übernommen. Was die erfahrene Buchhändlerin in den ersten zwei Monaten erlebt hat, welche Änderungen sie plant, wie die Kundinnen und Kunden auf die Geschäftsübergabe reagiert haben und wie die Münchnerin persönlich in Regensburg angekommen ist, erzählt sie in der Sonntagsfrage. 

Lalena Hoffschildt

Lalena Hoffschildt 

Wie haben die Stammkund:innen auf den Inhaber-Wechsel reagiert?

Ulrich und Daniela Dombrowsky hatten die geniale Idee, mich dem Publikum im Rahmen einer offiziellen Schlüsselübergabe vorzustellen. Dafür wurden wir wurden zu dritt auf der Bühne von dem bekannten Radio Moderator Achim Bogdahn interviewt und konnten frei und persönlich über den Wechsel erzählen. Das war sehr hilfreich, es gab danach auch einen schönen Artikel in der Lokalpresse. Insgesamt erlebe ich eine große Wohlgesonnenheit und Offenheit seitens der Kund:innen. 

Stichwort „eigene Handschrift“: Gibt es Umbaupläne? Soll das Sortiment erweitert werden?

Eigene Handschrift, ja, ganz klar! Ich habe zum Beispiel eine Warenwirtschaft und eine Scannerkasse mitgebracht und hebe damit die Buchhandlung aus dem analogen Zeitalter der Buchlaufkarten und der Lagerhaltung in die heutige Zeit. Umbauten sind erstmal keine geplant, ich liebe die authentische und individuelle Innenausstattung der Buchhandlung Dombrowsky.  
Ein großer französischer Landhaustisch hat allerdings Einzug erhalten - an dem sind dann auch schon mal kleinere Formate möglich, wir Bücherfrühstück, Buchclub etc. Natürlich gibt es auch Wechsel von Regalplätzen und Ergänzungen im Sortiment, der literarische Schwerpunkt mit Fokus auf Besonderheiten und das ausgewählte Kinder/Jugendbuch, der bleibt aber genauso wie er ist erhalten.

Wie lange werden Sie noch von Ulrich und Daniela Dombrowsky unterstützt?

Daniela Dombrowsky bleibt mir in Teilzeit auf jeden Fall noch lange erhalten, Ulrich etabliert sich gerade als mein „Veranstaltungsmanager“, ebenfalls in Teilzeit. Hier hat die Buchhandlung Dombrowsky im Regensburger Kulturleben einen Schwerpunkt geschaffen, dessen Bedeutung weit über die Quadratmetergröße der Buchhandlung hinausgeht.  Das ist viel Arbeit, die zu teilen sehr sinnvoll ist. Ich finde, es gelingt uns allen Dreien gut, in unsere neuen Rollen hinein zu wachsen, mit viel Kommunikation und dem gemeinsamen Ziel, die Buchhandlung zu erhalten und weiter zu entwickeln. 

War es Ihr Ziel, irgendwann eine Buchhandlung zu übernehmen, oder hat die Buchhandlung Dombrowsky Sie überzeugt, neue Wege zu gehen?

Hm, ein bisschen von beidem. Eine eigene Buchhandlung war immer so eine „Seifenblase“, die zu erhaschen mir äußerst schwierig erschien. Zumal ich ja 2021/2022 als Vertreterin unterwegs war und die breitgefächerten Probleme, Risiken und Widerstände schon klar erkennen konnte.
Umso mehr wusste ich andererseits auch, welche „Perle“ die Buchhandlung Dombrowsky ist.

Sie waren lange bei Hugendubel – gibt es etwas, das Sie von dort in die Buchhandlung Dombrowsky transferieren möchten?

Ach, ja natürlich, das verkaufsorientierte Denken. Ordnung und Struktur braucht jede Buchhandlung, auch eine jahrzehntelang analog geführte.

Ist Regensburg ein gutes Buchhandelspflaster?

Regensburg ist eine reiche Stadt, eine Studentenstadt und eine Stadt mit Industrie und Hightech Standorten, zudem UNSECO Weltkulturerbe. Es gibt eine erstaunlich große Anzahl an individuellen Inhaber geführten Läden, die das Stadtbild interessant und lebendig machen. Also ja, es ist sogar ein sehr gutes Pflaster, das bildet sich auch im Umfeld ab, es gibt viele Buchhandlungen. Aber keine ist wie Dombrowsky, also alles richtig so.

Sind Sie komplett umgezogen oder haben Sie noch einen Koffer in München? Sind Sie persönlich in Regensburg angekommen?

Keine Koffer mehr in München, ich mache niemals halbe Sachen, ganz oder gar nicht. Ich habe mir mit 50 Jahren noch einmal einen kompletten Neustart zugemutet. Anstrengend, aber wunderschön! Das mit dem Ankommen fühle ich seit ein paar Tagen erstmalig.

Interview: Sabine van Endert