Sonntagsfrage

Second Chances – für welche Bücher lohnt sich das, Frau Bauroth?

3. April 2022
Redaktion Börsenblatt

Jeannette Bauroth hat den Second Chances Verlag gegründet. Hier werden Reihen beendet, die abgebrochen haben, oder Bücher ins Deutsche übersetzt, die andere Verlage nicht auf dem Radar hatten. Wie der Verlag die Bücher findet, die eine Chance verdient haben, welche Rolle die Leser:innen dabei spielen und wie der Vertrieb läuft, erklärt die Verlegerin und Übersetzerin in der Sonntagsfrage.

Seit Gründung meines Verlags sind 29 Bücher erschienen – ein Hardcover, zwei Klappenbroschuren und 26 Taschenbücher. Bis zum Ende des Jahres werden noch 15 Bücher folgen. Dass wir mit einem so großen Programm am Start sind, hat seinen Grund. Wir geben den Leser:innen ja ein Versprechen, nämlich, die Reihen auch wirklich abzuschließen. Um zu beweisen, dass wir das ernst meinen, haben wir bewusst Tempo vorgelegt, um Fakten zu schaffen.

Welche Bücher wir ins Programm nehmen, entscheiden letztlich die Leserinnen und Leser. Wir rufen auf unserer Verlagswebsite dazu auf, Vorschläge für Publikationen einzureichen. Unser Publikationswunschformular wird viel genutzt. Für uns ist es eine deutliche Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Und tatsächlich basieren alle unsere bisherigen und geplanten Reihenabschlüsse auf Vorschlägen aus der Liste. Natürlich prüfen wir die Vorschläge vorab auf verschiedene Aspekte: Sind die Rechte überhaupt verfügbar? Passt das Buch in unser Gesamtkonzept?

Unser Bestseller bisher war ganz klar der Abschluss der Iskari-Trilogie von Kristen Ciccarelli im Herbst 2021!  Tatsächlich waren die Bücher so schnell ausverkauft, dass wir bereits zum offiziellen Veröffentlichungstermin in den Nachdruck gehen mussten. 

Rechte klären

Die Rechtefrage ist immer spannend, äußerst vielschichtig und selten einfach. Inzwischen kommen Agenturen allerdings direkt auf uns zu, wenn sie von deutschen Verlagen erfahren, dass eine bestimmte Reihe abgebrochen werden soll. Bei der Gestaltung schauen wir, was wir aus den vorherigen Bänden übernehmen können und müssen, und wen der ursprünglich am Projekt Beteiligten wir für unsere Fortsetzung gewinnen können, um größtmögliche Kontinuität zu gewährleisten. Als Nächstes prüfen wir, was lizensiert werden muss: Grafiken, Schriftarten, Coverbilder. Dabei werden wir durchaus von den Vorgängerverlagen unterstützt.

Für unsere Originalpublikationen folgen wir häufig dem eigenen Lesegeschmack und fühlen uns darin bestätigt: Eins unserer Bücher wird derzeit prominent verfilmt („Camp – Queerfeldein führt auch ein Weg“ von L.C. Rosen). Wir konzentrieren uns auf Bücher, die wichtige Themen aufgreifen und trotzdem gut unterhalten.

Außerdem bieten wir Buchboxen an - das sind unsere „Überraschungseier für Buchfans“. Häufig handelt es sich beim Inhalt um speziell angefertigte Gebrauchs- oder Dekoartikel, zum Beispiel einen Bambusthermobecher mit einem Zitat oder eine buchinspirierte Kerze. Als absoluter Leser:innenliebling haben sich unsere Badeenten herauskristallisiert – wo möglich, ergänzen wir die Box mit einer inhaltlich passenden Ente.

 

Buchhändler:innen wissen, was vergeblich nachgefragt wird

Wir sind über unseren Distributor Nova MD an die Barsortimente angebunden, so dass alle unsere Bücher bequem vom Buchhandel bestellt werden können. Unsere Verlagsvorschauen stellen wir gedruckt und digital zur Verfügung. Darüber hinaus betreiben wir einen Verlagsshop für unsere Direktkund:innen.

Was wir uns vom Buchhandel wünschen? Aktive Mitarbeit bei unserem Konzept – Buchhändler:innen wissen am besten, nach welchem Buch ihre Kund:innen immer wieder vergeblich gefragt haben. Wir würden uns freuen, das zu erfahren! Und Interesse an unseren Originalpublikationen, die wirklich einen zweiten Blick wert sind.