Die Sonntagsfrage

Ist der Buchhandel reif für #pridebooks?

13. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

Die Queer Media Society (QMS) lädt zur Aktion #pridebooks ein, um queerer Literatur mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Wie ist die Resonanz? Ist der Buchhandel bei der Aktion dabei? Und gibt es auch genug queere Bücher, damit nicht immer dieselben vor die Kameras gehalten werden müssen? Antworten von Armin Wühle und Kevin Junk, Mitorganisatoren der Aktion #pridebooks.   

Wir wollen endlich mehr Sichtbarkeit für queere Literatur schaffen - und deutlich machen, wie wichtig Literatur für die LGBTIQ*-Community ist, aber auch für die Gesamtgesellschaft. Die revolutionäre Kraft der Sprache für eine offene Gesellschaft kommt gerade in Literatur zum Ausdruck. 

Deshalb haben wir die Aktion #pridebooks gestartet. Mit dem Hashtag #pridebooks2021 können alle ihre liebsten queeren Bücher posten. Dazu gehören Leser*innen, Buchhandel, Verbände, Blogger*innen, Verlage … die ganze Branche. 

Wir haben die Aktion gerade erst gestartet, aber im Vorfeld wurde uns bereits Unterstützung von Buchblogger*innen, Schriftsteller*innen und Medien zugesichert. Wir glauben, dass die niedrigschwellige Teilnahme an der Aktion die Stärke sozialer Medien herausholt. Im Grunde kann jede*r mitmachen und queere Bücher präsentieren. 

Es gibt gesellschaftlich noch sehr viel zu tun, wie die immer wieder aufkommenden Debatten um “Identitätspolitik” zeigen. 

#pridebooks2021 - Premiere für branchenweite Aktion

Mit #pridebooks2021 betreten wir als Gruppe neues Territorium. Es finden immer wieder vereinzelte Aktionen und "Shoutouts" zum Pride Month statt, aber eine branchenweite und gleichzeitig so demokratische Aktion hat viel Potenzial. Es gibt gesellschaftlich noch sehr viel zu tun, wie die immer wieder aufkommenden Debatten um “Identitätspolitik” zeigen. 

Ob es schon genug queere Literatur für eine solche Aktion gibt? Das ist eine schwierige Frage, denn was heißt genug? Und was heißt queere Literatur? Das Spektrum ist unheimlich divers und geht über lesbische Liebesromane und schwule Belletristik hinaus. Was ist mit trans Comics und non-binärer Lyrik? Was ist mit Literatur, die ganz selbstverständlich queere Figuren auftreten lässt, ohne sich dezidiert "queer" zu labeln? All das ist Teil queerer Literatur. Was die Menschen in die Kamera halten werden, wissen wir natürlich noch nicht, aber wir hoffen darauf, auch neue Leseinspiration durch die Aktion zu bekommen. 

Oft sind queere Bücher noch irgendwo in einer Ecke versteckt, aber nicht in den breiteren Bestand eingebunden.

Über Büchertische zu #pridebooks2021 würden wir uns sehr freuen!

In diesem Jahr ist die Aktion erstmal auf den Online-Aufruf beschränkt, aber natürlich freuen wir uns sehr, wenn es Regale oder Büchertische zu #pridebooks2021 gibt! Im kommenden Jahr wollen wir die Aktion breiter aufstellen und auch den Buchhandel frühzeitig mit einbeziehen. Sichtbarkeit von queerer Literatur funktioniert nur dann, wenn es eine Mischung aus digitalen  und anfassbaren Aktionen gibt. 

Der Buchhandel kann dabei helfen, queere Literatur in ihrer Bandbreite zu zeigen, indem die Auslagen und die Informationen zu den Büchern zugänglicher gemacht werden. Oft sind queere Bücher noch irgendwo in einer Ecke versteckt, aber nicht in den breiteren Bestand eingebunden. Wir sehen hier sehr viel Potenzial - wenn Lesungen wieder möglich sind, natürlich auch durch das Einladen von Autor*innen. Es ist noch viel zu tun, aber wir sind motiviert gemeinsam mit dem Buchhandel Veränderung anzustoßen!