Zusätzlich denke ich, wir brauchen wir ein besseres Vokabular, um uns nuanciert und diskriminierungsfrei über die bestehende Ungleichbehandlung zu unterhalten. Ich bin keinesfalls die Erste, die das sagt, aber ich sehe sowohl als Übersetzerin als auch als Leserin, dass die Problematik trotz aller Informationsangebote und Aufrufe noch nicht allen bewusst ist und sich noch nicht in Handeln übersetzt hat.
Ich halte eine ähnliche Studie für den deutschen Buchmarkt für interessant, wenn nicht sogar notwendig. Nicht nur um einen tieferen Einblick zu bekommen, sondern auch um ein Umdenken anzustoßen. Ein erfreuliches Ergebnis unserer Arbeit im UK war, dass sich die Interviewten im geschützten Raum der anonymen Interviews getraut haben, laut zu denken und ihre ‚gewachsenen‘ Annahmen und Praktiken begonnen haben, infrage zu stellen. Und uns ging es nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen, sondern aus den Konversationen heraus Probleme besser benennen und konkrete Verbesserungsvorschläge machen zu können. Das würde ich mir für uns alle auch für den deutschen Literaturbetrieb wünschen.
Dr. Sandra van Lente ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und auf den britischen Buchmarkt spezialisiert (Blog: www.literaryfield.org). Zuletzt hat sie gemeinsam mit Dr. Anamik Saha an der Goldsmiths, University of London im Forschungsprojekt „Rethinking ‚Diversity‘ in Publishing“ gearbeitet. Den Bericht zur Studie mit Handlungsvorschlägen für Literaturagenturen, Verlage und Buchhandlungen sowie Mitschnitte der Veranstaltungen der Launch-Woche finden Sie hier: www.rethinkingdiversity.org.uk (eine deutsche Übersetzung ist in Arbeit)
Kontakt für Fragen und Kooperationen: svl@sandravanlente.de oder Twitter @svanlente