Ist das nicht seltsam? Da legt ein Verlag doch tatsächlich die Entscheidung, ob ein Buch erscheint oder nicht, in die Hände der Leserinnen und Leser. Wird hier nicht die wertvollste Kompetenz eines Verlages abgegeben? Nämlich zu bestimmen, welches der zahllosen Manuskripte es wert ist, als gedrucktes Buch zu erscheinen?
Der Verlag, der hinter Woobooks steht, ist der Kick Verlag, den ich vor Jahren für die Lese- und Autorenförderung gegründet habe. Mit Woobooks helfen wir Autorinnen und Autoren, Texte zu veröffentlichen, die es bei klassischen Verlagen schwer haben. Den Anstoß gab das Manuskript eines Debütautoren, der eine begeisterte Antwort aus dem Lektorat eines großen Publikumverlags bekam – doch die Lobeshymne war eine Absage mit der Begründung, dass sie nicht wüssten, wie sie einen solchen Genremix an ihre Kunden, die Buchhändlerinnen und Buchhändler, verkaufen sollen.
Wenn der Buchhandel mit seinen Vormerkern darüber entscheidet, mit welcher Auflage ein Buch gedruckt wird, warum nicht dieses Prinzip auf die Leserinnen und Leser übertragen? Das besagte hochgelobte Manuskript, der Debütroman „Vier Nullen zu viel“ von Thorsten Smidt, war das erste Woobook, das wir an den Start gebracht haben, und die Reaktionen darauf haben uns bestätigt. Inzwischen ist das Buch erschienen und im VLB gelistet, dank der Unterstützung der Leserinnen und Leser, die diese Geschichte – zu Recht – spannend fanden.
Das Woobook-Prinzip ist einfach: Die Autorinnen und Autoren, die ein Woobook starten wollen, stellen ihr Buchprojekt auf der Woobooks-Webseite vor. Zuvor hat Woobooks natürlich das Manuskript geprüft (nicht jeder eingereichte Text wird angenommen), es wurde ein professionelles Cover hergestellt und die Herstellung mit allen Leistungen eines klassischen Verlages kalkuliert. Rund 3400 bis 3800 Euro müssen die Buchprojekte auf der Crowdfunding-Seite unseres Partners „Startnext“ einsammeln, um an den Start zu kommen, und zwar von den Leserinnen und Lesern, die vorab ein Buchexemplar oder ein anderes „Dankeschön“ bestellen. Wichtig: Die teilnehmenden Autorinnen und Autoren bekommen einen klassischen Buchvertrag, der sich an den Normvertrag anlehnt, und zu keinem Zeitpunkt fließt Geld von den Autoren zu Woobooks, sondern immer nur als Honorarzahlung in die andere Richtung, so wie es sein soll.
Das ist der entscheidende Unterschied zum Selfpublishing: Während Selfpublisher neben der Arbeit auch das finanzielle Risiko ihrer Veröffentlichung tragen, bietet Woobooks die Chance auf eine professionelle Veröffentlichung ohne Risiko und mit allen Leistungen eines Verlags, vom Lektorat über Herstellung und Druck bis zur Auslieferung im gesamten deutschsprachigen Buchhandel.
Verdienen wir damit Geld? Nicht wirklich. Da uns die Veröffentlichungen wichtig sind, kalkulieren wir die einzelnen Projekte äußerst knapp, und sollte tatsächlich etwas übrigbleiben, dann fließt es in die Webseite und die laufenden Kosten. Mein Geld verdiene ich mit dem Schreiben von Romanen und von Drehbüchern.
Was ein Woobook spannend macht, sind nicht zuletzt die „Dankeschöns“. Bei einem unserer aktuellen Projekte, dem Mystery-Krimi „Sandmann“, macht der Autor Dieter Aurass Allen ein außergewöhnliches Angebot: der eigene Name als der der Hauptfigur seines Romans. Interessiert? Dieter freut sich über Ihre Unterstützung.
Mehr Informationen unter www.woobooks.de.
Markus Stromiedel schreibt seit über 20 Jahren Krimis, Thriller und Jugendbücher, als Drehbuchautor entwarf er u.a. die Figur des Kieler Tatort-Kommissars „Klaus Borowski“.