Schon sitzen zwei, drei Gäste neben mir und versuchen es. Die anderen vergnügen sich daran, ob die artistischen Verrenkungen glücken. Rasch nun das Handwerk mit Anekdoten garnieren.
Beispielsweise von jenem etwas großmäuligen Hilfsanstecher, der meinte, das 16er-Stechen müsse er nicht lang erklärt bekommen, er sei ja nicht blöd – und sich glatt den Daumen ins erstbeste Heftchen nähte. Freilich, auch weniger blutrünstige, schlicht unterhaltsame Geschichten gibt es aus 30 Jahren Verlagsleben. Wie ein verschollener Paul Gauguin-Text zum 16er wurde, eine ungedruckte Gertrude Stein dazukam, das letzte Interview Fellinis.
Dazwischen Häppchen aus dieser editorischen Spielwiese vorlesen, aus Kleists "Allmähliger Verfertigung der Gedanken …", aus Klassikern der Moderne wie César Valléjo oder Ritsos, aus Nachwuchs-AutorInnen wie Dirk Hülstrunk und Esther Mohnweg und Ana Martins Marques aus Brasilien – so jüngst in Frankfurt-Sachsenhausen, womit Steffi Koch ihre erste Veranstaltung nach der Übernahme des Lesecafés beging; am 2. Juni reiht sich die Steinmetz’sche Buchhandlung damit ins Stadtfest Offenbach ein; und bei dem immer rührigen Herrn Böttger in Bonn, der Kronberger Bücherstube und im Kapitel 43 Rüsselsheim stehen Näh-Übungen an.
Und allein die pralle "BOX – Die wilden Slowenen" mit stattlichen 16 Bändchen, welche ich mit dem diesjährigen Guest of Honour der Frankfurter Buchmesse Slowenien vorbereite, rufen nach vielen Metern Anstich-Garn.