Soheil Dastyari im Podcast-Interview

Soheil Dastyari, CEO von Bastei Lübbe, wurde von Podcast-Host Lars Haider im Rahmen der Reihe "Entscheider treffen Haider“ interviewt. Dabei ging es um Dastyaris Werdegang und seinen Weg zu Bastei Lübbe - besonders aber um seinen Blick auf den Buchmarkt.

Wann ist ein Buch ein Erfolg? Dies hänge von der Perspektive ab, ob man beispielsweise als Verlag oder als Autor:in darauf schaut. Dem Verlag gehe es um finanziellen Erfolg, den Autor:innen um Rezensionen und darum, dass über ihr Buch gesprochen wird. Außerdem sei ein Buch eines Newcomers bereits mit einer geringeren Verkaufszahl als Erfolg zu werten. Dastyari erzählt, dass auch in großen Verlagen manche Titel nur eine dreistellige Anzahl von Exemplaren verkaufen. Zwischen diesen Büchern und jenen mit sechsstelligen Verkaufszahlen müsse man "die richtigen Entscheidungen treffen“.

Dastyari war vor seinem Engagement bei Bastei Lübbe bei Gruner + Jahr im Zeitschriftengeschäft tätig. Den Weg zum Buchverlag fand er während der Pandemie, als er zunächst als Berater herangezogen wurde. Da es zu dieser Zeit übergangsweise keinen CEO gegeben habe, habe man ihm diese Position angeboten. Er beschreibt den Buchmarkt als zeitloser und werkorientierter als das Zeitungsgeschäft. Jedes Buch sei "eine kleine Geburt", während man bei Zeitungen und Zeitschriften kontinuierlich immer an der nächsten Ausgabe arbeite.

Anders als das vielleicht bei journalistischen Produkten der Fall sei, werden Bücher nach wie vor gerne physisch gekauft und gelesen. E-Books haben einen Marktanteil von geschätzt 10-15%, doch scheint das Wachstumspotenzial ausgeschöpft. Dastyari begründet dies damit, dass Lesende zu einem Buch ein anderes Verhältnis hätten als zu einem Magazin, dass "sie sich das Buch unter das Kopfkissen legen, es mit auf Reisen nehmen und am Körper mit sich tragen".

Dastyari sieht es als "Zauber“, dass der Erfolg eines Buchs sich nicht vorhersagen lässt. Der Erfolg einzelner etablierter Autoren sei natürlich verlässlich, während Neues zu probieren ein Glücksspiel sei. Er verweist in diesem Zusammenhang auf Lyx als gelungenes Imprint-Projekt, bei dem Community-Aufbau und Markenbindung auch neuen Autor:innen der Sparte New Adult den Einstieg erleichtern.

Auf die Frage, ob er lieber neue Autoren auf den Markt bringe oder Lizenzen einkaufe, antwortet er, dass er lieber neue Autoren entdeckt. Lizenzen seien zwar sicherer und vorhersagbarer, hätten aber auch eigene Kosten. 

Bastei Lübbe ist an der Börse, was nicht immer nur von Vorteil sei. Dastyari beschreibt die Buchbranche als sympathisch und frei von Arroganz im Vergleich zum Journalismus. Der Buchmarkt biete Raum für viele Werke, die gleichzeitig erfolgreich sein können. Der Erfolg könne sich auf dem Buchmarkt gar nicht auf wenige Titel konzentrieren, da es so viele verschiedene Zielgruppen gebe.

Eine weitere Frage, die Haider und Dastyari besprochen haben, lautete: Was muss ein:e Autor:in tun, damit ein Buch erfolgreich wird? Dastyaris Antwort war, man müsse das aufschreiben, was man glaubt, erzählen zu können. Es gehe darum, ob die Geschichte Menschen berührt und Leuten etwas bedeutet.

Außerdem reden sie über Smalltalk, Vorbilder, Work-Life-Balance und glücklich sein. Dastyari geht aus Prinzip schon seit seiner Agenturzeit nach 19 Uhr nicht mehr ans Handy, liest keine geschäftlichen Mails und Nachrichten. Er wurde im Vorfeld beschrieben als jemand, der in jedes Gespräch reinkommt „Wie ein Fußballtrainer, dessen Mannschaft 0:1 zurückliegt“. Er sagt er habe einen Basisdruck bei seiner Arbeit, könne sich zwar über Erfolge freuen, aber wolle auch immer weiter optimieren.

Den vollständigen Podcast gibt es zu hören unter Entscheider treffen Haider | Podcast on Spotify