Valerie Hänsch erhält Sonderpreis
Valerie Hänsch, Ethnologin an der Ludwig-Maximilian-Universität München, wird für das Buch "Vertreibung und Widerstand im sudanesischen Niltal. Ein Staudammprojekt und der Versuch zu bleiben" prämiert.
Valerie Hänsch, Ethnologin an der Ludwig-Maximilian-Universität München, wird für das Buch "Vertreibung und Widerstand im sudanesischen Niltal. Ein Staudammprojekt und der Versuch zu bleiben" prämiert.
Die Dissertation ist im Dietrich Reimer Verlag erschienen. "Valerie Hänsch hat mit ihrer Dissertation zu einem Umsiedlungsgebiet im Nordsudan eine herausragende ethnografische Studie zur Transformation von Lebenswelten nach Flucht und Vertreibung vorgelegt", begründet die Jury ihre Entscheidung. Über viele Jahre hinweg habe die Ethnologin eine Dorfgemeinschaft am Nil begleitet, die im Zuge des Merowe-Staudammprojekts ihre Heimat verlassen soll. "Ungemein plastisch führt sie die Komplexität einer weithin unbekannten Gesellschaft vor und schildert die unterschiedlichen Reaktionen und differenzierten Aushandlungsprozesse vor, während und nach der Überflutung – bis hin zum Neuanfang nicht in einer dafür vorgesehenen fernen Siedlung, sondern am Ufer des neuen Sees. Sowohl Mikrokosmos als auch Gesamtpanorama werden hier mit erzählerischer Begabung präsentiert, Traditionen, Wandel und Umgang mit staatlicher Macht im Detail sichtbar. Dabei entsteht ein neuartiges Bild vom Umgang mit Heimatverlust, der in eine errungene Variante des Bleibens mündet."
Insgesamt profitieren in diesem Frühjahr 22 geisteswissenschaftliche Werke von einer Übersetzungsförderung. Mit "Geisteswissenschaft International" zeichnen der Börsenverein, die Fritz Thyssen Stiftung, der Wissenschaftsfonds der VG WORT und das Auswärtige Amt hervorragende geistes- und sozialwissenschaftliche Werke aus und finanzieren deren Übersetzung.
Ziel der Auszeichnungen ist es, deutsche Forschungsergebnisse in den Sozial- und Geisteswissenschaften stärker zu verbreiten und die globale Vernetzung der deutschen Wissenschaft voranzutreiben. Die Zahl der in den englischen Sprachraum vergebenen Lizenzen wird mit "Geisteswissenschaft International" dauerhaft erhöht: Seit Beginn des Übersetzungsförderungsprogramms 2008 wurden rund 400 Übersetzungen geisteswissenschaftlicher Werke in namhaften englischsprachigen Verlagen gefördert. Insgesamt stehen innerhalb des Programms jährlich 550.000 Euro für Übersetzungsförderungen zur Verfügung. Die Jury vergibt die Auszeichnungen zweimal im Jahr.
Neben Valerie Hänsch wurden im Frühjahr 2021 ausgezeichnet:
Der Jury gehören an: Prof. Dr. Luca Giuliani (Juryvorsitzender), Prof. Dr. Tilman Allert (Universität Frankfurt, emeritiert), Alexander Cammann ("Die Zeit"), Prof. Dr. Philipp Gassert (Universität Mannheim), Dr. Jan Niklas Howe (Universität München), Prof. Dr. Doris Kaufmann (Universität Bremen), Prof. Dr. Christoph Menke (Universität Frankfurt), Prof. Dr. Gloria Meynen (Kunstuniversität Linz), Dr. Martin Rethmeier (Walter de Gruyter), Dr. Julia Voss (Universität Lüneburg), Thedel von Wallmoden (Wallstein Verlag).