Laudatio von Insa Wilke

Ulrike Draesner ist Göttinger Lichtenberg-Poetikdozentin 2025

20. Dezember 2024
Redaktion Börsenblatt

Die Autorin und Professorin Ulrike Draesner erhält damit im kommenden Februar Raum in zwei Abendvorträgen über ihr eigenes Schreiben zu reflektieren, über aktuelle Gegenwartsliteratur nachzudenken und mit Studierenden der Uni Göttingen zu diskutieren.

Ulrike Draesner

Seit 1999 wird in Göttingen die Poetikdozentur vergeben, seit 2014 trägt die Auszeichnung offiziell den Namen Lichtenberg-Poetikdozentur, zurückgehend auf den Denker und Aphoristen Georg Friedrich Lichtenberg. Eine Kommission aus Vertreter:innen des Literarischen Zentrum und des Seminars für Deutsche Philologie würdigt mit der Dozentur herausragende Autor:innen und Denker:innen, die sich durch ihren innovativen Umgang mit Sprache und mit dem Erzählen auszeichnen. In den letzten Jahren hatten der Mitteilung zufolge unter anderem Marcel Beyer, Lukas Bärfuss, Monika Rinck, Dietmar Dath und Antje Rávik Strubel die Dozentur inne.

In ihren Vorträgen reflektieren die Dozent:innen über ihr eigenes Werk, ihren Zugang zur Literatur und die Funktion der Literatur selbst. Die Auszeichnung ermöglicht es ihnen, ihre Schreibprozesse vorzustellen, zu diskutieren und in den Dialog mit Studierenden der Georg-August-Universität Göttingen und der Öffentlichkeit zu treten. Ziel der Lichtenberg-Poetikvorlesung ist es, literarisches Leben, Gegenwartsliteratur und wissenschaftliche Forschung miteinander ins Gespräch zu bringen.

In ihrem ersten Vortrag unter dem Titel "Scheitern erweitern" am 6. Februar 2025 lotet Ulrike Draesner unter anderem Grenzen aus: "Was bedeutet es, schreibend die Grenzen unserer Denkgewohnheiten und Sprache(n) abzutasten?". Ihr zweiter Vortrag steht unter dem Motto "Aus dem Ich" und behandelt auch mögliche Figurationen literarischer Zeitgenossenschaft. Dabei erforscht Draesner die "hinterhältigste aller Erzählinstanzen": das Ich. Wie weit kann ein Ich gehen in Zeiten, wo Miteinander und Perspektivenerweiterung gefragt sind? Und wie begreift sich das Ich in dem Moment, in dem es mit Künstlicher Intelligenz konfrontiert wird? Die Laudatio auf Ulrike Draesner wird die Literaturkritikerin Insa Wilke halten.

Veranstaltungsdetails
Datum: 6. und 7. Februar 2025
Ort: Paulinerkirche, Papendiek 14, 37073 Göttingen
Beginn: 20 Uhr, Einlass ab 19:30 Uhr

Der Eintritt ist frei

Zur Person

Ulrike Draesner, die seit 2018 als freie Schriftstellerin in Berlin lebt, ist neben dem Schreiben eng der Wissenschaft verbunden. Nach dem Studium der Anglistik, Germanistik und Philosophie promovierte sie zu Theorien der Intertextualität und hatte Gast- und Poetikdozenturen in Kiel, Birmingham, Bamberg, Hildesheim und am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel inne. Seit 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Im Fokus von Draesners Forschung steht der Zusammenhang von Sprache und Wissen: Welches Wissen gibt es ohne oder außerhalb von Sprache? Und wie lässt sich eben dieses Wissen in literarische Werke "übersetzen", also eben doch in Sprache fassen, so dass unsere Welt als Möglichkeitsraum wächst.

Nicht nur in ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit, auch in ihren Gedichtbänden, Romanen, Essays, Erzählungen und Hörspielen beschäftigt sich Draesner mit diesen Themen, mit Metaphernbildung und dem (auto)biographischen Schreiben. Literatur sei für sie die Möglichkeit, Sehnsüchte, Traumata und den Menschen in seinen Beziehungen zu erkunden. Daneben zeichnet sich Ulrike Draesners Schreiben aus durch einen großen erzählerischen Humor.

Zuletzt erschienen von Ulrike Draesner der Roman "Die Verwandelten" (München 2023), mit dem sie für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war, "Poesiealbum 387" (Wilhelmshorst 2024) und "zu lieben. Roman" (München 2024). Sie wurde für Ihre Texte vielfach ausgezeichnet. 2016 erhielt sie den Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsens, 2021 den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds und in diesem Jahr den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Die Lichtenberg-Poetikvorlesung wird unterstützt von der Stiftung der Georg-August-Universität Göttingen, Stiftung privaten Rechts, der Stiftung Niedersachsen und dem Wallstein Verlag.