Luxemburg

Prix Batty Weber an Margret Steckel

29. September 2023
Redaktion Börsenblatt

Für ihr literarisches Lebenswerk hat Margret Steckel am 27. September den Batty-Weber-Preis 2023 von der luxemburgischen Kulturministerin Sam Tanson überreicht bekommen. 

Margret Steckel

Die Verleihung fand der Mitteilung zufolge im Centre national de littérature (CNL) in Mersch statt. Kulturministerin Sam Tanson gratulierte der Preisträgerin und betonte, dass "Margret Steckel durch ihren literarischen Aktivismus seit 40 Jahren die lokale Literaturszene bereichert: Einerseits verkörpert sie das Gedächtnis dieses Milieus, andererseits wird diese Auszeichnung zweifellos die Sichtbarkeit der Frauenliteratur in Luxemburg erhöhen".

Margret Steckel, geboren 1934, ist neben der Preisträgerin von 1996, Anise Koltz, die zweite weibliche Preisträgerin seit der Einführung des Batty-Weber-Preises im Jahr 1987. Steckel wurde 1934 in der Nähe von Rostock geboren. 1983 zog sie nach Luxemburg, wo sie seit fast 40 Jahren lebt. Ihr Leben ist von wichtigen historischen Ereignissen geprägt, wie dem Aufstieg des Faschismus, der Nazi-Diktatur, der DDR und der Enteignung, der Flucht in den Westen und der deutschen Wiedervereinigung. Bis heute hat sie 15 Bücher, Kurzgeschichten und Romane in deutscher Sprache veröffentlicht.

Das Werk Margret Steckels zeichne sich durch eine sprachliche und thematische Dichte aus, die historischen Kontext und präzise Figurenzeichnung zu Texten von großem Nuancenreichtum verbindet, lobt die Jury. Und weiter: Ihre Kurzgeschichten, Erzählungen und Romane seien zunächst stark autobiografisch geprägt. "Den Stationen ihres Lebens folgend, werden dabei wichtige Momente der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts dargestellt, so der Nationalsozialismus, die Realität der frühen DDR, Fluchtbewegungen und Fragen der Alterität eines Lebens im Ausland, der Wiederaufbau nach 1989. Anders als bei traditionellen historischen Romanen begegnet Margret Steckel diesen Momenten jedoch nicht in erster Linie mit dem einer klaren Handlungsstruktur verpflichteten Duktus des Erzählens, sondern mit einem in Sprachkunst und der Präzision der Beobachtung verankerten Pointillismus." Im Mittelpunkt des Beschriebenen stünden stets das Bewusstsein des Einzelnen und seine vielschichtige Wahrnehmung. "Die Jury würdigt mit Margret Steckel ein sprachlich nuancenreiches und originelles Werk und eine schriftstellerische Haltung, die sich, in der Beschreibung der schmerzhaften Wirren der Geschichte, stets für humanistische Werte und die Würde des Einzelnen einsetzt."

Der Batty-Weber-Preis wurde 1987 ins Leben gerufen und zeichnet alle drei Jahre eine/n luxemburgische/n Schriftsteller/in für die literarische Qualität, die Originalität und die kulturelle Ausstrahlung seines/ihres Gesamtwerks aus. Dieser nationale Preis für luxemburgische Literatur ist mit 10.000 Euro dotiert.

Anlässlich der Preisverleihung ist am 27. September Margret Steckels Novelle "Mutterrache" erschienen (capybarabooks, Mersch 2023, 56 Seiten, 9 Euro).