LiBeraturpreis 2023

Preisverleihung an Adania Shibli wird verschoben

13. Oktober 2023
Redaktion Börsenblatt

Die auf der kommenden Frankfurter Buchmesse geplante Verleihung des LiBeraturpreises 2023 an die palästinensische Autorin Adania Shibli für ihren Roman "Eine Nebensache" wird aufgrund des Krieges in Israel abgesagt, teilt Litprom mit. Sie soll später nachgeholt werden.

Adania Shibli

"Aufgrund des durch die Hamas begonnenen Kriegs, unter dem Millionen Menschen in Israel und Palästina leiden, hat sich der Organisator Litprom e.V. entschlossen, die geplante Preisverleihung des LiBeraturpreises auf der Frankfurter Buchmesse abzusagen", heißt es in einem aktuellen Statement von Litprom. Die Preisverleihung an Adania Shibli war für den 20. Oktober auf der Buchmesse geplant. Man suche nun nach einem geeigneten Rahmen der Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt. Die Preisvergabe an Shibli habe zu keinem Zeitpunkt in Frage gestanden. "Die in Teilen der Presse erhobenen Vorwürfe und Diffamierungen gegen die Autorin und den Roman weist Litprom entschieden und als inhaltlich nicht begründet zurück", ergänzt Litprom.

"Eine Nebensache" der palästinensischen Autorin Adania Shibli ist ein zweiteiliger Roman: Der erste Teil basiert auf einer tatsächlichen Begebenheit, der Vergewaltigung und Ermordung eines Beduinenmädchens durch israelische Soldaten in der Negev-Wüste im August 1949. Im zweiten Teil versucht Jahrzehnte später eine junge Frau aus Ramallah, mehr über den Vorfall herauszufinden. Shibli schreibt Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays und ist in der akademischen Forschung und Lehre tätig. "Eine Nebensache" ist Shiblis erste Buchveröffentlichung auf Deutsch (Berenberg, Ü.: Günther Orth). Der Titel stand 2022 auf der Shortlist für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt. Die englische Übersetzung war 2020 für den National Book Award sowie 2021 für den International Booker Prize nominiert.

In einem Beitrag für die "FAZ" kommentierte Paul Ingendaay, man könne die Entscheidung der Verschiebung der Preisverleihung vernünftig nennen: "Einerseits vermeidet sie, dass die Aufmerksamkeit für das wahre Thema, die Terrorbedrohung Israels durch die Hamas, durch einen am Rande liegenden Skandal der Literaturszene abgelenkt wird; andererseits enthält sie sich in der Sache jeder Stellungnahme."

Der LiBeraturpreis ist eine jährliche Auszeichnung für Autorinnen aus dem Globalen Süden. Er wurde 1987 von der Initiative LiBeraturpreis e.V. ins Leben gerufen und wird seit 2013 von Litprom e.V. organisiert. Nominiert sind die Titel von Autorinnen, die im Vorjahr der Vergabe auf der Litprom-Bestenliste "Weltempfänger" empfohlen wurden. 

Frankfurter Buchmesse: Zusätzliche Bühnenmomente für israelische und jüdische Stimmen

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, sagt in einer Mitteilung: "Wir verurteilen den barbarischen Terror der Hamas gegen Israel aufs Schärfste. Und wir sind entsetzt. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Menschen, die unter diesem Krieg leiden. Der Terror gegen Israel widerspricht allen Werten der Frankfurter Buchmesse. Bei der Frankfurter Buchmesse geht es immer um Menschlichkeit, im Zentrum steht der friedliche und demokratische Diskurs. Diese Menschlichkeit ist durch den Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel abermals zerbrochen."

Boos betont, dass man jüdische und israelische Stimmen auf der Buchmesse nun besonders sichtbar machen möchte. "Mit Meron Mendel, einem der wichtigsten Vertreter der jüdischen Community in Deutschland, werden wir im Rahmen einer Podiumsdiskussion den Angriff auf Israel thematisieren. Die in Tel Aviv und Berlin lebende Autorin und Friedensaktivistin Lizzie Doron wird bei der Literaturgala am Buchmessesamstag ebenfalls auf das aktuelle Geschehen in Israel Bezug nehmen. Wir haben uns zudem spontan entschlossen, zusätzliche Bühnenmomente für israelische und jüdische Stimmen zu schaffen." Boos hofft sehr, dass die Organisation weiterer Events so kurz vor Messebeginn noch gelingen werde. "Die Frankfurter Buchmesse steht mit voller Solidarität an der Seite Israels."

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