"Aufgrund des durch die Hamas begonnenen Kriegs, unter dem Millionen Menschen in Israel und Palästina leiden, hat sich der Organisator Litprom e.V. entschlossen, die geplante Preisverleihung des LiBeraturpreises auf der Frankfurter Buchmesse abzusagen", heißt es in einem aktuellen Statement von Litprom. Die Preisverleihung an Adania Shibli war für den 20. Oktober auf der Buchmesse geplant. Man suche nun nach einem geeigneten Rahmen der Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt. Die Preisvergabe an Shibli habe zu keinem Zeitpunkt in Frage gestanden. "Die in Teilen der Presse erhobenen Vorwürfe und Diffamierungen gegen die Autorin und den Roman weist Litprom entschieden und als inhaltlich nicht begründet zurück", ergänzt Litprom.
"Eine Nebensache" der palästinensischen Autorin Adania Shibli ist ein zweiteiliger Roman: Der erste Teil basiert auf einer tatsächlichen Begebenheit, der Vergewaltigung und Ermordung eines Beduinenmädchens durch israelische Soldaten in der Negev-Wüste im August 1949. Im zweiten Teil versucht Jahrzehnte später eine junge Frau aus Ramallah, mehr über den Vorfall herauszufinden. Shibli schreibt Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays und ist in der akademischen Forschung und Lehre tätig. "Eine Nebensache" ist Shiblis erste Buchveröffentlichung auf Deutsch (Berenberg, Ü.: Günther Orth). Der Titel stand 2022 auf der Shortlist für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt. Die englische Übersetzung war 2020 für den National Book Award sowie 2021 für den International Booker Prize nominiert.
In einem Beitrag für die "FAZ" kommentierte Paul Ingendaay, man könne die Entscheidung der Verschiebung der Preisverleihung vernünftig nennen: "Einerseits vermeidet sie, dass die Aufmerksamkeit für das wahre Thema, die Terrorbedrohung Israels durch die Hamas, durch einen am Rande liegenden Skandal der Literaturszene abgelenkt wird; andererseits enthält sie sich in der Sache jeder Stellungnahme."
Der LiBeraturpreis ist eine jährliche Auszeichnung für Autorinnen aus dem Globalen Süden. Er wurde 1987 von der Initiative LiBeraturpreis e.V. ins Leben gerufen und wird seit 2013 von Litprom e.V. organisiert. Nominiert sind die Titel von Autorinnen, die im Vorjahr der Vergabe auf der Litprom-Bestenliste "Weltempfänger" empfohlen wurden.