Für Verdienste um interkulturellen Dialog

Max-Herrmann-Preis 2024 an PROJECT ALADDIN

10. Mai 2024
Redaktion Börsenblatt

In diesem Jahr erhält das internationale PROJECT ALADDIN mit Sitz in Paris den Max-Herrmann-Preis, eine der bedeutend­sten Auszeichnungen, die in Deutschland für Verdienste um das Bibliothekswesen vergeben werden.

Screenshot von der Website des Project Aladdin

"Kollektiver Aufruf an die Wachsamkeit"

Das PROJECT ALADDIN entstand 2009 in Paris unter der Schirmherrschaft der UNESCO auf Initiative der Fondation pour la Mémoire de la Shoah, mit dem Ziel, der Holocaustleugnung, dem Antisemitismus und der Islamfeindlichkeit entgegenzuwirken und den interkulturellen Dialog, insbesondere den jüdisch-muslimischen, zu fördern. Eine digitale Bibliothek, rund um die Uhr an jedem Tag im Jahr für alle geöffnet, stellt Bücher über den Holocaust, zu jüdischer Geschichte und zum jüdischen Glauben erstmals in arabischer und persischer Übersetzung zur Verfügung. Erweitert wurde die Sammlung rasch um Titel zu muslimischem Glauben und Kultur, dazu Übersetzungen der Werke in englischer und französischer Sprache. Die Bücher in dieser Bibliothek sind ein kollektiver Aufruf an das Gewissen und die Wachsamkeit, der sich an jede Leserin und jeden Leser richtet. Die Erkenntnisse aus diesen Werken werden einen wich­tigen Beitrag leisten, damit die Kräfte der Vernunft und des Dialogs nicht versiegen, heißt es in der Mitteilung der Preisstifter.

"Bücher sind das perfekte Medium, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen, Gefühle und Werte zu teilen, kurz: den ganzen Kosmos zu begreifen. So bauen Bücher Brücken zum wechselseitigen Verständnis und wirken mit an den unabdingbaren Voraussetzungen für ein friedliches und respektvolles Miteinander. Dafür steht das PROJECT ALADDIN und der Austausch, diese Vermittlung ist heute so notwendig wie kaum je", begründet der Juryvor­sitzende und Vorsitzende der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V., André Schmitz, die Entscheidung.

Die Preisverleihung findet am Dienstag, 14. Mai 2024 in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz statt.

Zum Preis:

Seit dem Jahr 2000 verleihen die Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V. mindestens alle zwei Jahre den Max-Herrmann-Preis an eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise um das Bibliothekswesen und die Staatsbibliothek zu Berlin verdient gemacht hat. Zu den von einer Jury ausgewählten Preisträgern gehörten bislang neben anderen der langjährige Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel und Retter der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale), Paul Raabe, Dr. Ekaterina Genieva, Generaldirektorin der Gesamtrussischen Staat­lichen Rudomino-Bibliothek für Ausländische Literatur in Moskau, der israelische Künstler Micha Ullman, der Filmregisseur Wim Wenders sowie die Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken.

Der Preis ist nach dem bedeutenden Literaturwissenschaftler Max Hermann benannt, der 1923 an der Humboldt-Universität zu Berlin das weltweit erste Theaterwissenschaftliche Institut gründete. Über Jahrzehnte arbeitete er in der Königlichen Bibliothek, später Preußischen Staatsbibliothek und war der Initiator der "Bibliothek deutscher Privat und Manuskriptdrucke". 1933 verlor Max Herrmann seine Professur an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und hatte unter den weiteren Schikanen des nationalsozialistischen Regimes zu leiden. Im Jahr 1942 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert und starb dort nach wenigen Wochen.