Jon Fosse wurde 1959 im norwegischen Haugesund geboren. "Sein immenses Werk, das in norwegischer Sprache (Nynorsk) verfasst wurde und eine Vielzahl von Genres umfasst, besteht aus einer Fülle von Theaterstücken, Romanen, Gedichtsammlungen, Essays, Kinderbüchern und Übersetzungen", führte Anders Olsson, Vorsitzender des Literaturnobelpreis-Kommitees, aus. "Heute ist er einer der meistgespielten Theaterautoren der Welt, aber auch seine Prosa findet zunehmend Anerkennung." Fosses opus magnum in drei Bänden sei die "Trilogie. Schlaflos, Olavs Träume, Abendmattigkeit" (in die deutsche Sprache übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel). Dafür hatte er 2015 den Literaturpreis des Nordischen Rates verliehen bekommen, den renommiertesten Literaturpreis Skandinaviens. Stellvertretend für die anderen Mitglieder der Schwedischen Akademie lobte Olsson Fosses radikale Reduzierung von Sprache und wie er menschliche Orientierungslosigkeit und Ängste in ihrem Kern thematisiere und den Zugang zu tieferen Erfahrungen ermögliche. Fosse hat auch ein beeindruckendes kinderliterarisches Werk geschrieben, "Schwester" (Bajazzo, illustriert von Aljoscha Blau), das 2007 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.
In einem anschließenden kurzen Interview antwortete Olsson auf die Frage, wo die besondere Stärke von Fosse liege, dass Fosse den Leser einfach sehr stark berühre, dass er weite Bögen spanne und dass seine Texte universelle Bedeutung hätten, gleich ob in den Theaterstücken, in den Gedichten oder in seiner Prosa. Und mit welchem Text sollten Leser:innen, die Jon Fosse noch nicht kennen, am besten beginnen? "Er hat ja als Dramatiker begonnen, aber wenn man sich die Romane vornimmt, dann würde ich mit 'Morgen und Abend' anfangen, in Fosses Werk einzusteigen – das ist eine wundervolle kleine Erzählung über einen einfachen Fischer und das Thema Tod", riet Olsson. "Vermutlich hat es in den letzten Jahren kein traurigeres, aber zugleich auch kein fröhlicheres, tröstenderes Buch gegeben über den Morgen des Lebens und den Abend des Todes", hatte Elke Heidenreich bei Erscheinen der deutschen Übersetzung im Mai 2013 geschrieben. Fosses Werk ist in mehr als 40 Sprachen übertragen. Er ist auch als Übersetzer tätig und hat Werke von James Joyce, Samuel Beckett und Franz Kafka ins Norwegische übertragen.