"Immer wieder verblüffende Romane"

Joseph-Breitbach-Preis 2024 an Anne Weber

10. Mai 2024
Redaktion Börsenblatt

Die Schriftstellerin Anne Weber erhält den mit 50.000 Euro dotierten Preis für ihr herausragendes Gesamtwerk. Dieses changiere zwischen verschiedenen Genres und besteche durch enorme literarische Vielfalt, so die Jury. 

2020 wurde Anne Weber mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet

Vergeben wird der Joseph-Breitbach-Preis von der Stiftung Joseph Breitbach und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur / Mainz. In ihrem thematisch und stilistisch breit gefächerten Werk habe sich die seit über vierzig Jahren in Frankreich beheimatete Schriftstellerin und Übersetzerin Anne Weber um die deutsche und die französische Literatur gleichermaßen verdient gemacht. "Ob mythischer Stoff oder essayistische Reportage", so die Begründung der Jury, "ob moderne Heiligenlegende oder hochpolitische Recherche, ob Herkunftsgeschichte, Bericht aus dem Büroalltag oder märchenhafte Liebes-Fiktion: Anne Weber findet für jedes Sujet eine andere erzählerische Form. Vom leichthändigen Parlando bis zur tief berührenden Totenklage beherrscht sie die unterschiedlichsten Tonlagen. Was die immer wieder verblüffenden Romane verbindet, ist eine ausgeprägte Wahrnehmungssensibilität, ein lakonischer und zugleich anmutiger Humor und eine unnachgiebige Ernsthaftigkeit in der Suche nach dem jeweils angemessenen Wort." In Anne Weber ehrt die Jury "eine ebenso innovative wie traditionsbewusste Vermittlerin zwischen Frankreichs und Deutschlands Literaturen und Lebenswelten".

Zur Person:

Anne Weber, 1964 in Offenbach geboren, lebt seit 1983 in Paris. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt (Jacob Burckhardt, Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino und Erich Maria Remarque) als auch umgekehrt (Pierre Michon, Marguerite Duras) und schreibt selbst in beiden Sprachen. Für ihr Werk wurde sie u.a. mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis und dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet. Für ihr Buch "Annette, ein Heldinnenepos" erhielt Anne Weber den Deutschen Buchpreis 2020, für ihre Übersetzung von Cecile Wajsbrots Roman "Nevermore" 2022 den Preis der Leipziger Buchmesse.

Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 20. September in Koblenz, der Geburtsstadt von Joseph Breitbach, statt. Die Laudatio hält Lothar Müller.

Bisherige Preisträger: Hans Boesch, Friedhelm Kemp, Brigitte Kronauer (1998); Reinhard Jirgl, Wolf Lepenies, Rainer Malkowski (1999); Ilse Aichinger, W.G. Sebald, Markus Werner (2000); Thomas Hürlimann, Ingo Schulze, Dieter Wellershoff (2001); Elazar Benyoëtz, Erika Burkart, Robert Menasse (2002); Christoph Meckel, Herta Müller, Harald Weinrich (2003); Raoul Schrott (2004); Georges-Arthur Goldschmidt (2005); Wulf Kirsten (2006); Friedrich Christian Delius (2007); Marcel Beyer (2008); Ursula Krechel (2009); Michael Krüger (2010); Hans Joachim Schädlich (2011); Kurt Flasch (2012); Jenny Erpenbeck (2013); Navid Kermani (2014); Thomas Lehr (2015); Reiner Stach (2016); Dea Loher (2017); Arno Geiger (2018); Thomas Hettche (2019); Nora Bossong (2020); Karl-Heinz Ott (2021); Natascha Wodin (2022); Marion Poschmann (2023).