"Ich bin mir sicher, dass ich mein Buch nicht 'ein Heldinnenepos' genannt hätte, wenn meine Heldin ein Mann gewesen wäre", meinte Anne Weber in Bezug auf Miriam Zehs Frage zum Titel "Annette, ein Heldinnenepos". Weber, aktuelle Stadtschreiberin von Bergen, berichtete, wie sie die Protagonistin Anne Beaumanoir als alte Frau in einem kleinen Ort in Frankreich getroffen und diese ihre Lebensgeschichte erzählt habe. Im Epos gibt es viele verfremdende Elemente, "wir sehen als Leserinnen vieles mit einem distanzierenden Abstand. Es ist nicht ihr Leben, es mein Blick auf ihr Leben." Im Zweiten Weltkrieg ist sie in der Résistance, rettet jüdischen Kindern das Leben, engagiert sich später für die algerische Befreiungsfront. "Jeder sagt, es ist gut, sich in der Résistance engagiert zu haben, aber es wurden auch Bomben gelegt in Cafés und Straßenbahnen, es wurden eben auch Babys zerfetzt und dann muss man sich schon Fragen stellen." Auch wenn heute noch in Algerien dieselben Leute, dieselben Clans an der Macht seien wie nach der Unabhängigkeit, müsse man sich fragen, ob und wie sich das Engagement gelohnt habe.
Die ungewöhnliche Form des Epos beruhe auf der Ausgangsfrage "Darf ich alles mit der Geschichte dieser alten Frau tun?" "Nein. Den Figuren Sätze, Dialoge in den Mund zu legen, das konnte ich mir nicht vorstellen, aber ich bin auch keine Biografin oder Sachbuchautorin. Dann fiel mir ein, dass es ja die alte Form des Heldenepos gibt. Ich musste nichts hinzu erfinden." Ob wir Helden brauchten, um uns besser zu fühlen?, wollte Zeh wissen: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Mut aufgebracht hätte in solchen entscheidenden Situationen", entgegnete Weber. "Man wird beim Lesen doch recht unsicher."