"Jan Kuhlbrodt hat mit Krüppeltext oder Vom Gehen eine vielschichtige Prosa geschrieben, die sich mit großer Unerschrockenheit, erstaunlicher Komik und theoretischem Witz der eigenen MS-Erkrankung stellt", so die Jury in ihrer Begründing. "Was ihm inzwischen am schwersten fällt, das Gehen, wird dabei zum Leitmotiv eines erfahrungssatten szenischen Panoramas. Darin verarbeitet er Erinnerungen, Reflexionen und Selbstbeobachtung und spannt eine Linie vom Hohelied über Sören Kierkegaard bis hin zu Antonio Gramsci. Die papierene Welt der Bücher wird ihm zur Gegenlandschaft, in der die Utopie einer Welt ohne Gravitation aufscheint. Verzweiflung und ein feines Gespür für sinnliche und sprachliche Nuancen werden immer wieder kunstvoll ins Gleichgewicht gebracht."
Jan Kuhlbrodt ist 1966 in Karl-Max-Stadt geboren und lebt als freier Schriftsteller in Leipzig. Er studierte politische Ökonomie und absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Neben Lehraufträgen an der Hochschule für Musik und Theater war er auch Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut. Von 2007 bis 2010 war er Geschäftsführer und Chefredakteur der Literaturzeitschrift EDIT. Zuletzt erschienen "Schrift unter Tage" (2023, Gans Verlag) und "Die Rückkehr der Tiere" (2020, Verlagshaus Berlin).
Sein ausgezeichnetes Prosa-Manuskript "Krüppelpassion oder vom Gehen" wird im Gans Verlag erscheinen.
Die Preisverleihung fand am Sonntag, 7. Mai, in der Akademie der Künste statt. Neben Jan Kuhlbrodt waren auch Roman Ehrlich, Franz Friedrich, Christina Griebel, Patricia Hempel und Thomas Hettche nominiert.
Der 1979 von Günter Grass gestiftete und seither alle zwei Jahre für ein noch unvollendetes Prosa-Manuskript vergebene Alfred-Döblin-Preis wird von der Akademie der Künste und dem Literarischen Colloquium Berlin ausgerichtet und erinnert im Sinne des Stifters an Döblin als einen der vielseitigsten deutschen Schriftsteller der Moderne. Der mit 15.000 € dotierte Alfred-Döblin-Preis wird in diesem Jahr zum 24. Mal vergeben. Die letzten Preisträger:innen waren 2021 Deniz Utlu, 2019 Ulrich Woelk und 2017 María Cecilia Barbetta.