Friedenspreisträger und Kulturwissenschaftler

Jan Assmann ist tot

20. Februar 2024
von Börsenblatt

Der Kulturwissenschaftler und Ägyptologe Jan Assmann ist tot. Er starb in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar im Alter von 85 Jahren in Konstanz. 2018 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Aleida mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. 

Jan Assmann

"Mit Jan Assmann ist nicht nur ein renommierter Ägyptologe und Geisteswissenschaftler verstorben, sondern auch ein Freund, den wir gemeinsam mit seiner Frau Aleida Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet haben", so Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. "Durch sein umfangreiches Werk hat er internationale Debatten um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten unserer Zeit angestoßen und zudem einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute geleistet. Unser tiefes Mitgefühl gilt Aleida Assmann. Er wird uns allen fehlen."

Jan Assmann wurde am 7. Juli 1938 in Langelsheim im Harz geboren und war ein deutscher Ägyptologe, Religionswissenschaftler und Kulturwissenschaftler. Er leistete wissenschaftliche Grundlagenarbeit bei der Erschließung, Edition und Interpretation von Quellen zur ägyptischen Religion, indem er philologische Deutungen von Texten in den Zusammenhang mit archäologischen sowie kulturellen und sozioökonomischen Hintergrund stellte. Mit seinen ägyptologischen und kulturwissenschaftlichen Arbeiten revidierte Jan Assmann das biblische Bild des Alten Ägyptens von einer versklavten Gesellschaft unter pharaonischer Willkür und porträtierte stattdessen eine Zivilisation, die von Ordnungs- und Gerechtigkeitsvorstellungen geleitet ist. Darüber hinaus setzte er sich mit der Entstehung des Monotheismus auseinander.

Gemeinsam mit seiner Frau, der Anglistin und Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, formulierte er das Konzept des kulturellen Gedächtnisses, das sie als offiziell institutionalisierte, konstruierte Form kollektiven Erinnerns vorstellen und sie weltweit bekannt machte. 

Für seine Arbeit wurde Jan Assmann, oft gemeinsam mit seiner Frau Aleida, vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem großen Bundesverdienstkreuz mit Stern (2022) und dem Wissenschaftspreis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (2020).

Seit 1968 war das Paar verheiratet. Sie haben gemeinsam fünf erwachsene Kinder. In der Nacht vom 18. auf den 19. Februar ist Jan Assmann im Alter von 85 Jahren infolge einer langen Krankheit gestorben. Ein Nachruf von Martin Schult folgt.

Jan und Aleida Assmann auf der Pressekonferenz zur Auszeichnung mit dem Friedenspreis. 

Lieferbare Titel

Jan Assmanns Werk ist vorwiegend bei C.H.Beck erschienen. Ein Auszug aus den aktuell lieferbaren Titeln: 

  • Exodus. Die Revolution der Alten Welt (C.H.Beck)
  • Tod und Jenseits im alten Ägypten (C.H. Beck)
  • Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in früheren Hochkulturen (C.H.Beck)
  • Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne (C.H.Beck)
  • Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten (C.H.Beck)
  • Kult und Kunst. Beethovens Missa Solemnis als Gottesdienst (C.H.Beck)
  • Religion, Staat, Kultur - Altägypten und der Weg Europas (Herder)