Der andere ist die Familie. Nach der Friedenspreisverleihung steht das Paar mit Brüdern und Schwestern, den fünf Kindern und Kindeskindern noch lange vor der Paulskirche und macht Familienfotos als Erinnerung an diesen besonderen Tag – ein Sicherheit gebender familiärer Mikrokosmos, der den beiden den zweiten Echoraum gibt, um sich mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen den gesellschaftlichen Debatten zu stellen.
Denn nicht erst seit der Preisverleihung ist das Ehepaar Assmann aus vielen gesellschaftlichen Diskursen nicht mehr wegzudenken. Sei es die Erinnerungskultur, die BDS-Debatte, die Diskussionen über Nationalismus oder den Ukraine-Krieg – Aleida und Jan Assmann beteiligen sich mit Enthusiasmus, mit Neugierde, manchmal auch mit Sorge, doch vor allem mit einem großen Interesse am Menschen.
Einer der beiden feiert in diesen Tagen seinen 85. Geburtstag. Das ist der Anlass dieses Textes, und eigentlich müsste ich mich hier mit der Vita Jan Assmanns beschäftigen, über seine grundlegenden Erkenntnisse bei der Erschließung, Edition und Interpretation von Quellen zur ägyptischen Religion schreiben oder über seine Arbeiten über das Alte Ägypten, das keine versklavte Gesellschaft unter pharaonischer Willkür gewesen ist, sondern eine Zivilisation, die von Ordnungs- und Gerechtigkeitsvorstellungen geprägt wurde.
Ich könnte hier seine Arbeiten zur Entstehung des Monotheismus erwähnen, dessen Anfänge er in dem Auszug der Israeliten aus Ägypten sieht, oder seine Auseinandersetzung mit der "Totalen Religion", bei der er den Bogen zur aktuellen Diskussion über das Gewaltpotenzial monotheistisch geprägter Gesellschaften schlägt. Aber vor allem hätte ich die Gelegenheit nutzen sollen, um über seine Liebe zu Thomas Mann, seine Leidenschaft für Musik zu schreiben.