Streit um Büchereinkauf für Stadtbibliothek Hannover

Petition für lokale Buchhandelskultur vor Übergabe

4. Juli 2023
Michael Roesler-Graichen

Die geplante EU-weite Ausschreibung von Schulbuchaufträgen hat nach Leipzig auch in Hannover für Unmut beim örtlichen Buchhandel gesorgt. Eine Petition, die der Annabee Buchladen mit Unterstützung zehn weiterer unabhängiger Buchhandlungen im März gestartet hat, soll am 17. Juli dem Hannoveraner Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) übergeben werden.

Stein des Anstoßes war in Hannover die geplante europaweite Ausschreibung des Büchereinkaufs für die Stadtbibliothek durch die Stadtverwaltung, die zugleich an buchfremde Leistungen, vor allem die Folierung der Bücher, gekoppelt werden sollte. Der inhabergeführte Buchhandel der Landeshauptstadt befürchtete daraufhin eine Umverteilung des jährlichen Etats von 485.000 Euro zu seinen Ungunsten.

Einer der in der Petition "Lokale Buchhandelskultur erhalten! Umverteilungspläne der Stadtbibliothek Hannover stoppen" geäußerten Vorwürfe lautet, dass durch die Kopplung des Bücherankaufs an buchfremde Dienstleistungen (wie etwa die Folierung) die Buchpreisbindung unterlaufen würde. Am 28. April brachten Grüne und SPD im Kulturausschuss des Hannoveraner Stadtparlaments einen Antrag ein, in dem die Trennung von Bucheinkauf und Folierung gefordert wurde. Dieser Antrag sei einstimmig angenommen worden, so der Annabee Buchladen in einer aktuellen Stellungnahme auf "open Petition".

"Allerdings müssen wir nun leider feststellen, dass diese Trennung keinesfalls das gewünschte Ergebnis liefert. Denn in Leipzig, wo eine europaweite Ausschreibung umgesetzt wurde, ist jetzt klar, wer den Zuschlag für den Bibliotheksetat (3,1 Mio Euro) bekommen hat", heißt es in der Stellungnahme weiter. "Das gesamte Budget wurde auf maximal 4 Jahre ausgeschrieben und auf 10 Lose aufgeteilt. Obwohl Bucheinkauf und Folierung - wie auch in Hannover im Antrag der Grünen und SPD im Kulturausschuss gefordert und angenommen – bei 7 von 10 Losen getrennt ausgeschrieben wurden, haben lediglich eine inhaber*innengeführte Buchhandlung in Leipzig und ein Leipziger Musikalienhändler jeweils ein sog. Los 'gezogen'."

Die restlichen Lose seien mit und ohne Folierung an große, zum Teil nicht ortsansässige Unternehmen gegangen. "Damit ist klar, das auch eine Trennung von Folierung und Bucheinkauf nicht dazu führt, dass der städtische Inhaber*innegeführte Buchhandel von den öffentlichen Geldern profitiert", so der Annabee Buchladen.

"Solange weder die Förderung lokaler Strukturen, die Einhaltung der Klimaziele und Erhalt der lokalen Buchhandelskultur explizit ein Ausschreibungskriterium werden, nützt uns auch das Bekenntnis der Politik zum Erhalt der lokalen Buchhandlungen wenig. Leipzig hat nachgebessert und gezeigt, wie eine öffentliche Institution gezielt die Großen der Branchen bevorteilt."