Im vergangenen Frühjahr hatte die Ankündigung der Stadtbibliothek Leipzig, die Buchbestellungen europaweit auszuschreiben, für großen Unmut im örtlichen Buchhandel gesorgt. Nach Gesprächen des Kulturdezernats mit den Leipziger Städtischen Bibliotheken wurde das Vergabeverfahren neu aufgerollt und das gesamte Bestellvolumen in zehn Lose aufgeteilt (die ebenfalls europaweit ausgeschrieben wurden), um den Buchhändler:innen der Messestadt eine Chance für den Zuschlag zu geben.
Nun zeichnet sich ein ähnlicher Konflikt in Hannover ab. Die Stadtbibliothek sieht sich gezwungen, ihre Bestellungen für deutschsprachige Bücher europaweit auszuschreiben. Wie Tom Becker, der Direktor der Stadtbibliothek Hannover im Gespräch mit dem Börsenblatt sagt, sei er vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt darauf hingewiesen worden, dass die Buchbestellungen in der Vergangenheit nicht vergabekonform ausgeschrieben worden seien. Nun überlege man, wie man rechtskonform ausschreibe. "Das Bestellvolumen für die deutschsprachigen Printpublikationen liegt in Hannover bei ca. 480.000 Euro pro Jahr. Wir haben vor, mindestens drei Lose zu bilden, diskutieren aber auch andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel das Leipziger Modell", so Becker.
Dem Bibliotheksdirektor ist zugleich klar, "dass der örtliche Buchhandel mit dem Vorgehen nicht einverstanden ist und sich klar positioniert". Man müsse aber auch die Lage der Stadtbibliothek im Blick behalten. Es sei, so Becker, zudem "schwierig", kleinere Lose klar voneinander abzugrenzen. "Es ist fraglich, inwieweit eine Aufteilung in kleinere Lose dem Buchhandel helfen würde, denn selbst dann dürften wir lokale oder regionale Anbieter nicht bevorzugen."