Ehemaliger Chef der Frankfurter Buchmesse

Peter Weidhaas ist tot

19. November 2024
Redaktion Börsenblatt

Im Alter von 86 Jahren ist Peter Weidhaas am 6. November verstorben. Er leitete die Frankfurter Buchmesse 26 Jahre lang als Messedirektor und prägte ihren Erfolg maßgeblich. 

Peter Weidhaas in seiner Wohnung vor einer Bücherwand

Peter Weidhaas

Weidhaas leitete die Buchmesse 26 Jahre lang und war auch danach als Vorsitzender der Gruppe von Buchmessen-Direktoren beratend tätig. Er galt als ein "Menschenfänger". "Für mich war Peter Weidhaas der Vorgänger, der schon früh und entschieden die Internationalisierung und Politisierung der Frankfurter Buchmesse vorangetrieben hat; ich denke da auch an den von ihm initiierten Messe-Schwerpunkt Lateinamerika in den 70ern", sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. "Darüber hinaus habe ich Peter Weidhaas als einen väterlichen Freund, Ratgeber und im besten Sinne kritischen Geist unserer Branche erlebt. Für sein Lebenswerk danke ich ihm im Namen des gesamten Teams der Frankfurter Buchmesse."

Peter Weidhaas wurde 1938 in Berlin geboren und absolvierte ab 1960 eine Buchhändlerlehre in der Braunschen Buchhandlung in Duisburg. Er reiste viel, studierte graphische Techniken in Dänemark und war Hersteller beim Thieme-Verlag in Stuttgart, bevor er 1968 zum Leiter der internationalen Abteilung bei der Ausstellungs- und Messe-GmbH wurde. Seine Beziehungen zu ausländischen Verlagen zahlten sich ab 1974 aus, als er Messedirektor der Frankfurter Buchmesse wurde. Bis ins Jahr 2000 verhalf er der Messe zu immer größeren Erfolgen. Neben mehr Besucher:innen und Ausstellenden sorgte Weidhaas auch für mehr inhaltliche Qualität, indem er Gastländer einlud und die Messe zu einem Ort für internationalen Austausch über Literatur und Politik machte. Die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika, heute unter dem Namen "Litprom e.V. - Literaturen der Welt" tätig, entstand 1980 unter seiner Leitung und trägt, auch jahrelang unter Weidhaas' Vorsitz, seitdem dazu bei, in Deutschland unbekannte Werke aus diesen Regionen zu übersetzen und zu fördern. 

Nach seinem Rücktritt war Peter Weidhaas als Vorsitzender des Verbands der internationalen Buchmessendirektoren weiterhin beratend tätig. Seine Erinnerungen, "Und schrieb meinen Zorn in den Staub der Regale" (Peter Hammer-Verlag 1997) und "Und kam in die Welt der Büchermenschen" (Links 2007), wurden unter anderem ins Chinesische und Taiwanesische übersetzt.

"Auch wenn Peter Weidhaas dem Gespräch mit den Großen der Welt nie abhold war, so engagierte er sich doch mehr für die kleinen Verleger, die benachteiligten Buchnationen, die Autorinnen und Autoren in Not", beschreibt Peter Ripken, ehemaliger Leiter des Internationalen Zentrums der Frankfurter Buchmesse, das Engagement zu Weidhaas' 70. Geburtstag. "Das Gesamtkunstwerk Frankfurter Buchmesse für alle Beteiligten zur Zufriedenheit aller zu organisieren, war freilich ohne Teamwork nicht möglich. Als Gratwanderer zwischen Markt und Macht, zwischen Geist und der Ware Buch hat Peter Weidhaas immer auf die Menschen geachtet. Gemeinhin nennt man so einen Büchermenschen, einen Menschenfänger."