Den Vorteil gemischter Teams sehen viele Interviewpartner:innen in der Ergänzung verschiedener Perspektiven, wodurch innovative Ideen aus verschiedenen Blickwinkeln weiterentwickelt werden. Für die meisten Merkmale arbeiten Verlage mit bestimmten Kategorien, um die Vielfalt nachvollziehen zu können. Bei soziodemografischen Merkmalen wird darauf geachtet, dass sich die Teammitglieder in Alter, Geschlecht und anderen Merkmalen unterscheiden. Führungskräfte sollten weiterhin vertreten sein, aber das Innovationsteam nicht dominieren.
Bei der Betriebszugehörigkeit geht es um den Gegensatz von kreativer Freiheit und kritischer Analyse: Für die Ideengenerierung ist die Unvoreingenommenheit der beruflich weniger Erfahrenen von Vorteil, während die beruflich Erfahrenen durch ihren Erfahrungsschatz Struktur, Stabilität sowie Umsetzungsstärke einbringen. Zu den Persönlichkeitstypen wurden das DISG-Modell genannt, das mit den Kategorien Dominant, Initiativ, Stetig, Gewissenhaft arbeitet. Ebenso wird der Test gemäß 16personalities verwendet, der in »Analysts«, »Diplomats« und »Sentinels« unterscheidet: Auch hierbei wird darauf geachtet, dass in einem Innovationsteam unterschiedliche Typen vertreten sind.
Neben diesen personengebundenen Merkmalen spielen aber auch Rahmenbedingungen eine Rolle. Dies ist vor allem eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur, aber auch eine wahrgenommene psychologische Sicherheit: Die Mitarbeit in Innovationsteams muss unabhängig vom Ergebnis als risikofrei empfunden werden. Gemischte Teams bergen freilich auch ein höheres Konfliktpotenzial als homogene Gruppen. Man braucht deshalb eine stärkere Moderation, um Unterschieden gerecht zu werden, Konflikten vorzubeugen und das höhere kreative Potenzial zu heben.
»Die Offenheit und die Tiefe der Interviews haben meine Erwartungen bei Weitem übertroffen«, sagt Annika Kräutle.
Entsprechende Interviewserien wurden von der Arbeitsgruppe auch in den USA und Kanada geführt, sodass die Stichprobe insgesamt 21 Interviews umfasst. »Die Aussagen in allen drei Märkten stimmen in vielen wesentlichen Punkten überein«, resümiert Okke Schlüter, der an allen Interviews teilgenommen hat. »Das macht es uns in diesen Punkten möglich, die Ergebnisse zu aggregieren, was ihre Aussagekraft erhöht.« Die Studie wurde möglich durch ein Forschungssemester und die Zusammenarbeit mit der Portland State University (USA) und der Toronto Metropolitan University (Kanada), beide Partnerunis der HdM.
Die spannende Frage lautet jetzt: Wie repräsentativ sind die Ergebnisse der Interviews in Deutschland für deutsche Buchverlage? Um dies zu klären, laden Schlüter und Kräutle zu einer Online-Umfrage ein – und werden anschließend die Ergebnisse publizieren.
https://survey.hdm-stuttgart.de/845953