GfK-Konsumklimastudie

Kauflaune stürzt weiter ab

28. September 2022
Redaktion Börsenblatt

Die Verbraucherstimmung setzt ihren Sinkflug fort. Insbesondere in der Einkommenserwartung misst die GfK-Konsumklimastudie im September ein neues Allzeittief. 

Wesentlicher Grund für den Rückgang des Konsumklimas sei der Absturz der Einkommenserwartung. Der Indikator verliere 22,4 Punkte und befinde sich mit -67,7 auf einem neuen Allzeittief. Seit Beginn der Erhebungen 1991 wurde kein niedrigerer Wert für die Einkommensaussichten gemessen - auch nicht in der Finanzkrise 2008. 

„Die derzeit sehr hohen Inflationsraten von knapp acht Prozent führen zu großen realen Einkommenseinbußen unter den Verbrauchern und damit zu einer deutlichen geschrumpften Kaufkraft“, erklärt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. „Viele Haushalte sind momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben beziehungsweise für deutlich höhere Heizkostenabrechnungen zurückzulegen. Entsprechend müssen sie bei anderen Ausgaben, wie zum Beispiel neuen Anschaffungen, sparen. Dies lässt das Konsumklima auf ein neues Rekordtief abstürzen.“

Das hat die GfK-Konsumklimastudie außerdem gemessen

  • Anschaffungsneigung: Der Indikator weist mit -19,5 Punkten den niedrigsten Wert seit Oktober 2008, zu Zeiten der Finanzkrise, auf (-20,1 Punkte). Die geringe Anschaffungsneigung wird vor allem durch die hohen Energiepreise beeinflusst.
  • Konjunkturerwartung: Mit -21,9 Punkten misst auch dieser Indikator den niedrigsten Wert seit der Finanzkrise (Mai 2009: -26 Punkte). Viele Verbraucher befürchten, auch aufgrund des schwachen Konsums, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession schlittern könnte. Unternehme und Privatpersonen sorgen sich um Energiekosten. Einige energieintensive Unternehmen haben bereits ihre Produktion zurückgefahren. Weitere Produktionseinschränkungen drohen zudem durch anhaltende Lieferengpässe aufgrund unterbrochener Lieferketten.

Was ist der Ausblick?

Auch für die kommenden Monate prognostiziert GfK ein schlechtes Konsumklima, denn es sei nicht absehbar, wann sich die Inflation wieder spürbar abschwächt. Negative reale Konsumausgaben würden die rezessiven Tendenzen für die deutsche Wirtschaft noch verstärken.

Das Konsumklima könne sich nur dann nachhaltig erholen, wenn die Inflation zurückgeführt werde. „Dazu ist auf der einen Seite eine Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank notwendig, die allerdings auch die Gefahr in sich birgt, das rezessive Tendenzen noch verstärkt werden. Auf der anderen Seite muss auch für eine wesentliche Ursache der starken Energiepreiserhöhungen, dem Ukraine-Krieg, eine Lösung gefunden werden“, heißt es in der Pressemitteilung der GfK.

Zur Methode

Der Befragungszeitraum für die aktuelle Analyse war vom 1. bis 12. September 2022. Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. Das Konsumklima bezieht sich explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher. Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit „Ja“ beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.