JIM-Studie 2022

Jugendliche lesen wieder weniger

29. November 2022
Redaktion Börsenblatt

Die Langzeitstudie JIM des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest misst das Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen. Auffällig ist, dass sich die Mediennutzung in vielen Bereichen wieder den Umständen vor Pandemiebeginn annähert, nachdem 2020 ein Peak in allen Bereichen gemessen werden konnte.

In den letzten zwei Jahren hat sich die Corona-Pandemie stark auf das Freizeit- und Mediennutzungsverhalten der Jugendlichen ausgewirkt. Das hat die JIM-Studie 2020 gezeigt:

 

Erst in diesem Jahr nähern sich die Umstände wieder denen vor Pandemiebeginn an und Jugendliche, Zwölf- bis 19-jährige, treffen sich wieder mehr mit Freunden und gehen zu Sportveranstaltungen.

Auch die tägliche Internetnutzung in der Freizeit liegt in diesem Jahr mit durchschnittlich 204 Minuten wieder vor Pandemiebeginn:

  • 2021: 241 Minuten
  • 2020: 258 Minuten
  • 2019: 205 Minuten

Eine Rückkehr zu den Zahlen von 2019 misst die Studie auch bei der freizeitlichen Lesedauer, die nun wieder bei durchschnittlich 53 Minuten täglich liegt. 2020 lasen die Jugendlichen deutlich mehr:

  • 2021: 59 Minuten
  • 2020: 74 Minuten
  • 2019: 53 Minuten

In anderen Bereichen hält sich der Wert der hohen Mediennutzung der Pandemiezeit

So liegt die durchschnittliche Zeit, die Jugendliche täglich digital spielen, mit 109 Minuten weiterhin auf Vorjahresniveau (2021: 110 Minuten) und deutlich über dem Wert von 2019 (81 Minuten). Für die Online-Nutzung von Sendungen, Serien und Filmen sind weiterhin Netflix und YouTube am relevantesten. Jeder Zweite nutzt hierzu diese Plattformen regelmäßig. Wenn es um kürzere Videos und Clips geht, ist insbesondere YouTube als Plattform unter Jugendlichen sehr beliebt, wenngleich die regelmäßige Nutzung im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist.

Die Jugendlichen wurden in diesem Zusammenhang auch zum Thema Influencerwerbung befragt. 72 Prozent der Befragten finden es in Ordnung, wenn Influencer:innen Geld mit ihren Beiträgen verdienen. 40 Prozent geben an, dass sie schon mal etwas gekauft haben, weil es in einem solchen Beitrag empfohlen wurde. Für knapp die Hälfte fühlt sich Influencerwerbung ehrlicher an als Fernsehwerbung. Zwei Drittel der Jugendlichen gehen davon aus, dass Werbung von Influencer:innen immer als solche gekennzeichnet ist. 25 Prozent könnten sich vorstellen, selbst einmal YouTuber:in oder Influencer:in zu werden.

Diese Apps nutzen Jugendliche:

  • Whatsapp: 93 Prozent
  • Instagram: 62 Prozent
  • TikTok: Mehr als 50 Prozent
  • Snapchat: 45 Prozent
  • Facebook: 25 Prozent

Spotify ist weiterhin der wichtigste Weg zum Musikhören und wird von über der Hälfte der Jugendlichen genutzt. Auf dem zweiten Platz folgen Radiosender, die von 45 Prozent zum Musikhören verwendet werden. Insgesamt nutzen 57 Prozent der Jugendlichen regelmäßig das Radio. Dabei geben 82 Prozent der Radiohörer:innen an, das Radio einzuschalten, um Musik zu hören, 61 Prozent, um neue Musik kennenzulernen. 59 Prozent hören Radio, um auf dem Laufenden zu bleiben, jeder Zweite nutzt Radio für regionale Informationen.

Konfrontation mit Fake-News

Einen Fokus legte die Studie dieses Jahr auf Desinformation und Beleidigungen im Netz. Die Ergebnisse zeigen, dass beides zum digitalen Alltag der Jugendlichen gehören: 56 Prozent der Befragten geben an, im letzten Monat im Netz Fake News begegnet zu sein. Extreme politische Ansichten und Verschwörungstheorien liegen bei jeweils 43 Prozent, gut ein Drittel wurde mit Hassbotschaften konfrontiert und 16 Prozent waren persönlichen Beleidigungen ausgesetzt.

Zur JIM-Studie

Die repräsentative Studie wird gemeinsam von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk durchgeführt und befragt 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren in Deutschland telefonisch oder online. Sie wird seit 1998 jährlich durchgeführt.