Kerstin Preiwuß erinnert an die Wirtschafts- und Sozialreformen des New Deal, die US-Präsident Franklin Delano Roosevelt einst als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise durchsetzte. Damals wurde netterweise auch an hungerleidende Kulturschaffende gedacht: „Zur Hölle, die müssen auch essen!“, das war für Roosevelt keine Frage. Preiwuß, die derzeit dem Deutschen Literaturinstituts Leipzig vorsteht, hier aber aus der Perpektive der Vorsitzenden des Netzwerks Lyrik sprach, ging out oft the box und in die Offensive: Während Lyrik, einem Kalauer Wiglaf Drostes gemäß als „schwürig“ gilt, möchte die Autorin die Förderstrukturen vermittels der sui generis anarchischen Lyrik herausfordern: Gerade am Beispiel der Dichtung, die mit performativen Mitteln agiert oder technikaffin sogar KI in die Schranken weist, lässt sich erkennen, dass die an Print gebundenen und in einem Flickenteppich von Richtlinien sich verstolpernden Förderstrukturen der Realität hoffnungslos hinterherhinken. Stattdessen kämpfe das Netzwerk Lyrik für einen „Lyrikfonds“, der den spezifischen Bedingungen von Produktion, Distribution und Vermittlung von Lyrik gerecht werde. Wie wichtig poetische Bildungsarbeit ist, zeige sich, so Preiwuß, auch am „Drama um die Huchel-Preis-Verleihung“ zu Anfang des Jahres: Als der SWR als Mitveranstalter die Preisträgerin vorstellte, hagelte es Häme und Beleidigungen – offenbar sind Gedichte für viele Menschen nur Sprachgebilde mit Endreim.