Die Mitgliederversammlung der Akademie der Künste in Berlin hat vor einer „unverhältnismäßigen Kriminalisierung der Aktivisten“ der Letzten Generation gewarnt. Einen entsprechenden Solidaritätsappell wollten aber nicht alle Anwesenden mittragen.
Vom 2. bis zum 4. Dezember 2022 hat die 59. Mitgliederversammlung der Akademie der Künste in Berlin stattgefunden. Auf der Tagesordnung standen Arbeitsgespräche in den Sektionen der Bildenden Kunst, Baukunst, Musik, Literatur, Darstellenden Kunst sowie Film- und Medienkunst. In zwei Plenartagungen wurden neue Mitglieder und Stipendiat:innen begrüßt und über kultur- und gesellschaftspolitisch drängende Themen diskutiert.
Als Gast im Plenum sprach der israelisch-deutsche Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Prof. Meron Mendel. Er hielt einen Impulsvortrag mit dem Titel: „Leerstelle Antisemitismus? Postkoloniale Kritik vs. deutsche Erinnerungskultur am Beispiel der Documenta-Debatte“.
Daneben bestimmten die drohende Klimakatastrophe und der öffentliche Umgang mit der „Letzten Generation“ die Diskussion. Die Akademie der Künste beobachtet nach einem Schreiben an die Presse „mit Sorge die unverhältnismäßige Kriminalisierung der Aktivisten in den Medien und auch in der Politik.“ Dadurch gerate das eigentliche Thema, nämlich die menschengemachte Erderwärmung, in den Hintergrund
Die Mitglieder erklärten sich mehrheitlich solidarisch mit der Letzten Generation, „deren Aktionen zwar streitbar sind, deren Anliegen des Klimaschutzes es jedoch voranzutreiben gilt“, heißt es weiter.
An der Mitgliederversammlung nahmen teil u. a. Carola Bauckholt, Volker Braun, Candice Breitz, Edith Clever, Arnold Dreyblatt, Thomas Flierl, Aris Fioretos, Fritz Frenkler, Thomas Heise, Kerstin Hensel, Nele Hertling, Thomas Lehr, Jeanine Meerapfel, Bjørn Melhus, Helke Misselwitz, HG Merz, Ulrich Peltzer, Monika Rinck, Kathrin Röggla, Karin Sander, Iris ter Schiphorst, Ingo Schulze, Klaus Staeck, Matthias Sauerbruch, Hito Steyerl, Uwe Timm, Jutta Wachowiak, Cécile Wajsbrot.
Am Samstagabend, 3. Dezember, fand ein öffentliches, diskursives Format zu den gegenwärtigen Debatten, Katastrophen und der Vielzahl an Kriegen und Konflikten weltweit und in Europa statt, die 3. Berliner Begegnung. Damit knüpfte die Akademie der Künste an die „Berliner Begegnungen zur Friedensförderung“ Anfang der 1980er-Jahre an.
Die Akademie der Künste hat aktuell 426 Mitglieder. Ihr Archiv zählt über 1.200 Künstlernachlässe. Seit 2015 ist die Filmemacherin Jeanine Meerapfel Akademie- Präsidentin. Im Herbst 2021 war sie für weitere drei Jahre im Amt bestätigt worden. Vizepräsidentin ist die Schriftstellerin Kathrin Röggla.
Die nächste Mitgliederversammlung findet im Mai 2023 statt.
