Das teuerste literarische Werk

Shakespeare für 8,5 Millionen Euro

23. Oktober 2020
Redaktion Börsenblatt

Für einen Rekordpreis ist in New York eine Erstausgabe von William Shakespeare versteigert worden: Ein Buchantiquar kaufte den Dramenband von 1623 bei Christie's für 9,978 Millionen Dollar.

Die Rekordsumme für die 1623 gedruckte Erstausgabe von William Shakespeares "Comedies, Histories & Tragedies" erzielte mehr, als bei einer Versteigerung für ein literarisches Werk je erzielt worden ist, teilte das das Auktionshaus mit. Eigentlich hatte Christie's für die auch unter dem Namen "First Folio" bekannte Sammlung zwischen vier und sechs Millionen US-Dollar erwartet.

Nach einem sechsminütigen Bietgefecht mit zwei weiteren Telefonbietern wurde das Werk laut Christie's per Telefongebot von dem New Yorker Sammler und Buchantiquar Stephan Loewentheil gekauft. William Shakespeare sei unvergleichlich der größte Schriftsteller englischer Sprache und einer der wichtigsten internationalen kulturellen Beeinflusser in der gesamten Geschichte, sagte Loewentheil: "Das erste Folio ist die bedeutendste Sammlung von Theaterstücken, die jemals veröffentlicht und in der ganzen Welt verehrt wurden. Es ist eine Ehre, eines von nur einer Handvoll vollständiger Exemplare dieses epochalen Bandes erwerben zu dürfen."

Veröffentlicht hatten das Buch Shakespeares Freunde und Schauspielerkollegen John Heminge und Henry Condell, die nach dem Tod Shakespeares  1616 zusammenarbeiteten, um diese Werkausgabe zusammenzustellen. Das erste Folio enthält 36 von Shakespeares Dramen, darunter 18, die sonst vielleicht für immer verloren gewesen wären - unter den geretteten Werken sind "Macbeth", "Die zwölfte Nacht", "Maß für Maß" und "Julius Cäsar". Heminge und Condell prägten auch die Lesart der Stücke, indem sie sie erstmals in die Kategorien Komödie, Tragödie und Geschichte einteilten. Das große Folio-Format des Buches trug dazu bei, das Ansehen von Shakespeare und von Dramen im Allgemeinen zu erhöhen, da es zu jener Zeit Bibeln, theologischen und juristischen Titeln vorbehalten war.

Als teuerstes Buch der Welt gilt bislang Leonardo da Vincis "Codex Leicester", für den 1994 Microsoft-Gründer Bill Gates umgerechnet 29 Millionen Euro gezahlt haben soll.