Neues Krimi-Museum in Jever
Im norddeutschen Jever gibt es seit etwa einem Jahr ein Museum für deutschsprachige Kriminalliteratur. Deutschlandfunk Kultur hat das Krimimuseum besucht und berichtet.
Im norddeutschen Jever gibt es seit etwa einem Jahr ein Museum für deutschsprachige Kriminalliteratur. Deutschlandfunk Kultur hat das Krimimuseum besucht und berichtet.
Das Krimimuseum in Jever in Norddeutschland könnte das erste seiner Art sein. Ausgestellt ist dort deutschsprachige Kriminalliteratur von etwa 1700 bis 1945. Übersetzungen beinhaltet die 9000 Bände umfassende Sammlung ebenfalls, wobei der Inhaber des Museums, Mirko Schädel, die englischen Rätsel-Krimis den action-lastigeren französischen Klassikern vorziehe. Der selbsternannte "manische Sammler" habe mit 12 Jahren angefangen, ältere Krimis zu lesen, und seine Sammlung seitdem in mehr als 40 Jahren immer weiter ausgebaut. Die Bücher finde er beispielsweise in Antiquariaten, bei Auktionen, im Internet, sowie in Adels- und Schlossbibliotheken. Neben den Krimis stellt das Krimimuseum außerdem Publikationen über Kriminalliteratur aus, historische Filmplakate, Verlagswerbung und Autographen.
Jeden Nachmittag und nach Vereinbarung auch am Abend gibt es Führungen durch das Krimimuseum, bei denen Mirko Schädel seine Sammlung präsentiert und aus dem Leben der Autoren, von den Vertriebswegen und literarischen Trends der jeweiligen Zeit berichtet. Er erzählt beispielsweise von den Anfängen des Kriminalromans durch eine Verbindung der Schauerliteratur des 18. Jahrhunderts und der von Ratio geprägten Aufklärung, von zu Unrecht vergessenen Autor:innen und von den Geschichten als Zeitkapseln. Die Struktur des Kriminalromans, die mit einem unheimlichen, irrationalen Versprechen beginnt, das durch Logik aufgeklärt wird und mit der "Wiederherstellung der bürgerlichen Ordnung" endet, habe sich seit den Anfängen nicht geändert. Lediglich die Sprache habe sich gewandelt und die Gewaltdarstellungen seien expliziter geworden. Neben den Führungen gibt es im Krimimuseum außerdem wöchentliche Lesungen. Zudem digitalisiert der gelernte Setzer besondere Stücke aus seiner Sammlung, versieht sie mit einem Vorwort und verlegt sie neu.
Zum Beitrag von Deutschlandfunk Kultur geht es hier: Neues Museum in Jever schaut in die Geschichte der deutschen Krimi-Literatur (deutschlandfunkkultur.de)