Nach Streit um Deniz Yücel

PEN Berlin: Ein zweiter nationaler Verband gründet sich

7. Juni 2022
Redaktion Börsenblatt

Nach dem großen, medienwirksamen Streit im deutschen PEN haben sich 232 Schriftsteller:innen und Verleger:innen um Deniz Yücel und Eva Menasse zusammengetan. Am Freitag soll der PEN Berlin gegründet werden, ein zweiter nationaler Verband unter dem Dach des internationalen PENs.

Zurückführen lässt sich die Gründung des neuen Vereins – ähnlich dem Vorbild eines PEN New York – auf die eskalierte Gothaer Mitgliederversammlung des PEN Deutschlands vor drei Wochen. Dort trat der ehemalige PEN-Präsident Deniz Yücel nach einem gescheiterten Abwahlantrag zurück. Wir berichteten ausführlich: 

„Wir wollen einen neuen PEN“, heißt es auf der Website des Vereins. „Einen zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden. Einen PEN von und für Kolleg:innen, die sich für Meinungsfreiheit und einen offenen Diskurs einsetzen, ohne Präsident:innen und andere Titel, mit einem paritätischen Board an der Spitze.“ Titel wie Präsident und Generalsekretär trügen von ihrem „Pomp und Dekorum abgesehen keinerlei intrinsische Notwendigkeit“.

Geführt werden soll der Verein „aus Erfahrung und Überzeugung“ in flachen Hierarchien. Ein elfköpfiges, gewähltes Board trägt die Verantwortung für den Verein. Eva Menasse und Deniz Yücel sind als Sprecher-Duo als primae inter pares hervorzuheben. Die Ämter sind auf maximal drei Amtszeiten begrenzt.

Das erste Board wird bei der Gründung gewählt. Der Initiativgruppe gehören an:

  • Simone Buchholz
  • Alexandru Bulucz
  • Joachim Helfer
  • Konstantin Küspert
  • Eva Menasse
  • Ralf Nestmeyer
  • Ronya Othmann
  • Mithu M. Sanyal
  • Elke Schmitter
  • Sophie Sumburane
  • Deniz Yücel

Der neue Verein befindet sich auch unter dem Dach des internationales PENs und setzt sich im Sinne der Charta gegen jede Form von Menschenhass ein und stellt sich in den Dienst der Meinungsfreiheit. „Im Geiste unserer Namensgeberin Berlin, der Vielsprachigen, der Stadt, die heute für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen steht, nennen wir uns PEN Berlin - eine NGO, die sich den Idealen der Aufklärung, der Meinungsvielfalt, der Toleranz und der Solidarität verpflichtet.“

In der Satzung des Vereins heißt es außerdem, dass man sich insbesondere für Autor:innen einsetze, die aus politischen oder religiösen Gründen, wegen ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung und Identität, oder ihrer ethnischen Herkunft bedroht, verfolgt und in ihrer freien Meinungsäußerung behindert würden.   

Unter den Gründer:innen sind viele bekannte Autor:innen wie Friedrich Ani, Zoe Beck, Nora Bossong, Thea Dorn, Tomer Gardi, Nina George, Daniel Kehlmann, Christian Kracht und Verleger:innen, wie Gunnar Cynybulk, Kerstin Gleba, Michael Krüger, Daniela Seel, Klaus Schöffling, Jörg Sundermeier

Auch der ehemalige PEN-Vizepräsident Ralf Nestmeyer und Ehren-Präsidentin des PENs, Ursula Krechel, sind unter den Gründer:innen.

Viele davon sind weiterhin parallel Mitglied im deutschen PEN-Zentrum.