"Nicht Naturdichter, sondern Landschafter"
Der Dichter Wulf Kirsten ist am 14. Dezember im Alter von 88 Jahren in Bad Berka gestorben. Kirsten, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, prägte das literarische Leben in Thüringen entscheidend mit.
Der Dichter Wulf Kirsten ist am 14. Dezember im Alter von 88 Jahren in Bad Berka gestorben. Kirsten, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, prägte das literarische Leben in Thüringen entscheidend mit.
Geboren am 21. Juni 1934 in Klipphausen bei Meißen, verbrachte Kirsten nach einem Pädagogikstudium in Leipzig einen Großteil seines Lebens in Weimar und prägte die Literaturszene Thüringens maßgeblich mit. Ab Mitte der 1960er-Jahre war er als Lektor beim Aufbau-Verlag tätig, bis er sich Ende der 1980er-Jahre ausschließlich der eigenen Dichtkunst widmete. Seinen Debütband "satzanfang" veröffentlichte er 1970. Es folgten zahlreiche weitere Bände, darunter der wohl berühmteste, "Die Erde bei Meißen" von 1986, für den er im darauffolgenden Jahr den Peter-Huchel-Preis erhielt. Der bedeutende Naturlyriker, dessen Gedichte in viele Sprache übersetzt wurden, trat auch als Essayist, als Prosaautor und nicht zuletzt als Herausgeber von Anthologien hervor, darunter die Lyriksammlung "Beständig ist das leicht Verletzliche" mit fast 1.000 Gedichten deutschsprachiger Autoren von Friedrich Nietzsche bis Paul Celan. Darüber hinaus betätigte Kirsten sich als Förderer junger Autorinnen und Autoren, indem er sich für die Einrichtung des Thüringer Literaturpreises und des "Literaturstipendiums Harald Gerlach" engagierte.
"Der als Sohn eines Steinmetzes geborene Thüringer Schriftsteller wollte nicht 'Naturdichter', sondern 'Landschafter' genannt werden", erinnert Kerstin Hensel, Direktorin der Sektion Literatur der Akademie der Künste. "Als einer der letzten Vertreter der 'Sächsischen Dichterschule' galt Kirsten als poetischer Landschaftshistoriker, der von Dorfwelten, Wildnissen und deren Zerstörung schrieb. Der passionierte Fußgänger war von ironisch-mürrischer Streitbarkeit, politisch wie literarisch, sowie ein Bewahrer seltenen Sprachguts." Die Präsidentin der Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel, schrieb: "Die Akademie trauert um ihr Mitglied."