Die folgende Antwort stammt aus Thomas Schöberls Buch "Grüne Seelen", das am 22. Februar im Mankau Verlag erschienen ist.
"Die Rationalisierung der Welt ist der Versuch, die Menschheit von Leid und Angst zu befreien. Die Vorstellung einer Weltenformel, die Illusion einer Zähmung, Heilung oder Optimierung der Natur auf Basis von Technik und Wissenschaft entfernt uns nur noch mehr vom Sinn einer allumfassenden Verbundenheit, unserer individuellen Berufung und unserer eigenen Intuition.
Größtenteils leben wir eine Mentalität, die uns suggeriert, dass wir uns einfach so lange einer wissenschaftlichen fundierten Selbstoptimierung zu unterziehen bräuchten, bis schließlich keinerlei Lebensrisiko mehr bestünde – ja, alles ist berechenbar. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus, dass Misserfolg, Scheitern und Unglück einzig und allein auf die Entscheidung oder die Inkonsequenz des Einzelnen zurückzuführen sind. Eine solche Mentalität ist höchst problematisch für unsere Gesundheit und nicht sehr förderlich für den Zusammenhalt einer Gesellschaft.
Angst vor Wandel und Veränderung ist Angst vor dem Tod und Management ist die Schlüsselqualifikation unserer Zeit. Merkwürdigerweise brauchen Veränderung und Tod aber kein Management – sie holen uns einfach ein! Und so findet das Studium des Lebens im Labor des Wandels statt, einem Wald, der vor Erneuerung und bedingungsloser Hingabe nur so strotzt, einem Wattenmeer, in dessen Gezeiten nicht von Dauer, aber alles voller Leben ist. Ja, nur an dem, der so bleibt, wie er ist, zieht das Leben ungelebt vorüber."