„Manchmal reicht reden nicht“
Eine Spendenkampagne gemeinsam mit Friedenspreisträger Serhij Zhadan, eine Rede von Ayad Akhtar und jede Menge neue, prominente Mitglieder. Am Wochenende hatte der PEN Berlin seine erste reguläre Mitgliederversammlung.
Eine Spendenkampagne gemeinsam mit Friedenspreisträger Serhij Zhadan, eine Rede von Ayad Akhtar und jede Menge neue, prominente Mitglieder. Am Wochenende hatte der PEN Berlin seine erste reguläre Mitgliederversammlung.
Die Hauptrede auf dem ersten Kongress des im Juni gegründeten PEN Berlin hielt der Präsident von PEN America und Schriftsteller Ayad Akhtar im Festsaal Kreuzberg. Darin kritisierte er, dass sich in den USA ein „Klima digitaler Einschüchterung“ breitmache und „mit ihm die Angst, frei zu sprechen oder auch nur frei zu denken“. Zwar habe es nie zuvor in der Geschichte „so viel Rede, so viel frei und ohne jede Hemmungen zum Ausdruck gebrachte Meinung gegeben wie heute“. Doch das „große Paradoxon“ bestehe darin, dass man sich „mitten in einem kulturellen Wandel hin zu einem Diskurs voller strafbewehrter Verbote“ befinde.
Vorgestellt wurde außerdem die Spenden-Kampagne „Feuerwehrautos für Charkiw“, die Ralf Bönt, Autor und Gründungsmitglied, initiierte. Mit dem Geld werden Rüstwagen von deutschen Feuerwehren erworben und mit Trinkwassertanks, Generatoren und weiteren Hilfsgütern ausgestattet und in den Osten der Ukraine geschickt. Der PEN Berlin wolle seinen Beitrag dazu leisten, befreite Ortschaften ohne Strom, Heizung und Wasser zu versorgen.
Friedenspreisträger Serhij Zhadan koordiniert den Hilfseinsatz auf ukrainischer Seite und bedankte sich auf dem Kongress mit einer Videobotschaft. „Der Trick ist zwar zu reden und reden ist auch eine Form von Handeln“, ergänze PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel bei der Vorstellung der Kampagne. „Aber manchmal reicht reden nicht.“
Auf der ersten Mitgliederversammlung im Fritz-Reuter-Saal der Humboldt-Universität wurden Eva Menasse und Deniz Yücel, die seit der Gründung als Sprecherin und Sprecher fungierten, in ihren Ämtern bestätigt.
Als Mitglieder des Boards ebenfalls bestätigt wurden die Schriftstellerinnen Simone Buchholz, Ronya Othmann und Sophie Sumburane, der Schriftsteller Joachim Helfer, der Lyriker Alexandru Bulucz und der Dramatiker Konstatin Küspert. Neu ins Leitungsgremium gewählt wurden die Übersetzerin Sandra Hetzl, die Schriftstellerin Julya Rabinowich und der Verleger Jörg Sundermeier.
Außerdem wurden 56 Bewerber:innen in den PEN Berlin aufgenommen. Er zählt nun 513 Mitglieder. Unter den neuen Mitgliedern sind die deutsch-iranische LGBTQ-Aktivistin und Publizistin Shadi Amin, der Publizist und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik, der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, die Schriftstellerinnen Rabea Edel und Daniela Dröscher, die Verlegerin Constanze Neumann, der ARD-Literaturkritiker Denis Scheck und der Schriftsteller Jan Weiler.