Kinderliteratur solle "mit Vorurteilen aufräumen, die im wirklichen Leben leider weiterhin vorhanden sind", fordert Elisabeth Eggenberger vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien, und NZZ-Redaktorin Elena Panagiotidis hat gleich eine ganze Reihe von Beispielen von Harry Potters Cousin Dudley bis zu Klößchen bei TKKG parat. Maren Conrad, Professorin für Kinder- und Jugendliteratur und ihre Didaktik an der Universität Köln, erinnert daran, dass seit den Brüdern Grimm die Gegensätzen Gut und Böse, Schön und Hässlich verwendet werden und in der in der Kinder- und Jugendliteratur das Dicksein die letzte Bastion der Diskriminierung sei, dass dicke Figuren oft keinen komplexen Charakter hätten, sondern eher als Witzfigur gezeichnet seien.
Befragt auf den "Dicken Michi" in den "Wilden Kerlen" antwortet Autor Joachim Masannek, dass es den Dicken Michi wie auch die anderen Figuren wirklich gegeben habe: "Warum sollte ich das in der Geschichte jetzt ändern?" und sieht die Schilderungen der Charaktere auch als Ausweis für Authentizität. Und: "Man hilft niemandem, wenn man versucht, keinem auf die Füsse zu treten". Bei seinen Lesungen identifizierten sich auch die dicken Kinder im Publikum mit den "wilden Kerlen": "Denn die Werte, die die Bücher vermitteln, sind elementar wichtig." Identifikation zu bieten statt Ideale, findet auch Professorin Maren Conrad wichtig: "Will ich ein Ideal darstellen, dem sich alle annähern? Oder stelle ich Lebensrealität und Vielfalt dar?"
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