Impressionen 2024
Man kann ja nicht überall sein. Hier sehen Sie Szenen von der Leipziger Buchmesse, die Sie vermutlich nicht kennen.
Man kann ja nicht überall sein. Hier sehen Sie Szenen von der Leipziger Buchmesse, die Sie vermutlich nicht kennen.
Die Glashalle zur blauen Stunde.
In einer der überfüllten S-Bahnen, die während des Streiks der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) Richtung Messe rollten, empfahl ein Bahnmitarbeiter: „Also wenn Sie sich für Bücher interessieren, fahren Sie mal nach Zwickau.“ Die dortige Ratsschulbibliothek, eine der ältesten wissenschaftlichen Bibliotheken Mitteldeutschlands, sei „ein Juwel“. Cosplayer kann man mit dieser Empfehlung sicher nicht umleiten.
10jähriges Jubiläum! Dass das erfolgreiche Genre des bildbasierten Erzählens immer mehr auch in den „klassischen“ Buchbereich wandert, konnte man auch am Ausstellungskonzept der Messe ablesen: Comic und Manga sind auch an Ständen in Halle 3 platziert, das „Bunte Forum“ bot Veranstaltungen zu Kindercomics.
Was auf der Frankfurter Messe das „Baiser“ (der weiße Frankfurt Pavilion), ist in Leipzig die „buchbar“: ein architektonisch auffallendes Veranstaltungsforum für Top-Autoren. Hier spitzen neugierige Besucher:innen am Eingang hinein.
In der buchbar können Besucher:innen den Literaturstars nahe kommen, auch Fragen stellen. Die Nominierten zum Preis der Leipziger Buchmesse (Kategorie Belletristik) bei der Veranstaltung.
„Der Fluch des Hasen“, beim Preis der Leipziger Buchmesse Sieger in der Kategorie Übersetzung (Übersetzerin Ki-Hyang Lee), könnte sich als Segen erweisen. Mit der Auszeichnung könnte sich die Sammlung von Horror-Geschichten als Segen für den Jahresumsatz erweisen. Der Verlag Spector Books, ausgezeichnet in der Kategorie Sachbuch, hat ohnehin einen Lauf (Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig u.a. Auszeichnungen), und Barbi Markovics Storys, auf vielen Bestenlisten verzeichnet, erobert nun auch die Bestsellerliste: In der Auswertung für Kalenderwoche 12 auf Platz 4.
Wo sich viele junge Leute anstellten, gab es Farbschnittausgaben. Die Verlage hatte nicht nur ausreichend Bücher und Absperrband disponiert – auch Wachleute, die an den Wegkreuzungen die Gänge freihielten. Hier am Stand der Bücherbüchse.
Der Kjona Verlag, der seine Bücher nachhaltig herstellen lässt, plant für 2025 die erste vegane Produktion. Außerdem soll künftig das Taschenbuchprogramm im eigenen Verlag erscheinen.
Die Vermarktungsgesellschaft für das V-Label (das vegane Produkte kennzeichnet), der vegane Kinderbuchverlag, das Druckhaus oeding print und die Buchbinderei Spinner, die Bücher mit veganem Leim binden kann, teilten sich einen Messeauftritt in guter Lage in Halle 3. Die Nachfrage nach Informationen war entsprechend gut.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth positioniert sich.
Lena Falkenhagen, KD Wolf und Sophie Sundurame diskutierten über die Aushandlung von literarischer und persönlicher Freiheit. „Künstler sind doch keine Schießbudenfiguren, wo jeder drei Wurf frei hat!“, so Klaus Peter Wolf.
Politikerrundgang Dorothee Bär, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Familie und Kultur, und Dr. Christiane Schenderlein, Kulturpolitische Sprecherin der der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, beim Rundgang am Stand des Hanser Verlags. Bär nahm später an einer Diskussion zum Thema Demokratie und Europa teil.
Der Stand des Recherchenetzwerks Correctiv – seit den Enthüllungen um das Potsdamer Geheimtreffen und den „Remigrationsplänen“ in aller Munde - wurde rege aufgesucht.
In unmittelbarer Nachbarschaft von correctiv: Der Stand von Katapult, dekoriert mit Anti-AfD-Parolen.
Europäischer Schulterschluss: Die Förderung der ukrainischen Buchbranche ermöglicht die Teilnahme an der Buchmesse mit Gemeinschaftsstand und Veranstaltungsforum. Das Interesse der Besucher ist groß.
Der Verlag Meridian Czernowitz, einer der wichtigsten Verlage für literarische Innovationen in der Ukraine, hat einen eigenen Stand. Etliche schön ausgestattete Neuerscheinungen stehen in den Regalen. Ganz oben: ein in blutrotes Leinen gebundene Ausgabe von Gedichten Serhij Zhadans, ukrainischer Kultautor und Friedenspreisträger von 2022. „Eine Bibel“, sagt der Verlagsmitarbeiter (vermutlich nur halb ironisch) über die Ausgabe.
Dietrich zu Klampen und Karin Schmidt-Friderichs, beide Independent-Verleger, schenken Buchhändler:innen reinen Wein ein. Manchmal muss allerdings auch Wasser rein. Was Dietrich zu Klampen aus seiner langjährigen Verlagsgeschichte gelernt hat, lesen Sie im "Indie-ABC".
Der Empfang der Kurt Wolff Stiftung für Buchhändler:innen hat Tradition.
Der Kulturpass geht weiter, das Kulturbudget für 18jährige durfte auch in Tickets für den Besuch der Messe investiert werden. Strukturelle Verlagsförderung wird allerdings immer noch schmerzlich vermisst, hörte man bei der Verleihung des Kurt-Wolf-Preises.
Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ging am Messedonnerstag vor seiner (wie die Eröffnungsfeier von Störern aufgemischte) „Leipziger Rede“ durch die Messehallen. Am Stand von Aviva (Kurt-Wolff-Preis) interessierte sich das Staatsoberhaupt für "Die Schlacht um den Hügel", einen Augenzeugenbericht der Schlacht um Fiesole (Florenz) im August 1944.
Hier sind die Fachkräfte, die die Branche händeringend sucht.