Khuê Phams Kollege David Hugendick ist in Halle 3.1 dem MVB-Roboter begegnet und schließt aus dessen Verhalten in ZEIT Online, dass sich auch aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz Fortschritte vermelden lassen würden: "Durch den hinteren Teil einer Halle fährt ein Roboter eines Buchbranchenverbands, der Besucher sehr eifrig begrüßt und sich dann genauso schnell wieder desinteressiert abwendet – die Verhaltensnorm auf Buchmessenstehempfängen wurde also inzwischen erfolgreich ins digitale Zeitalter geführt", so Hugendick. In den kommenden Jahren lasse sie sich hoffentlich weiter verfeinern, denn dieses Mal falle die Afterhour der Messe ja leider aus, heißt es weiter, "und es ist auch sonst nicht so viel los. Ganz schön eigentlich. Aber auch: ach je".
Unter der Überschrift "Wiedersehensleid am Main" schreibt Gerrit Bartels im Tagesspiegel: "Es mutete jedenfalls merkwürdig an, am Einlass die düstere Nebenhalle mit den vielen nicht benötigten Absperrgittern zu passieren, durch die geöffneten Messehallen 3 und 4 zu schlendern und Menschen zu treffen, die man zwei Jahre nicht gesehen hatte, auf Abstand und mit Maske, versteht sich – und all das in einer heruntergedimmten, vordergründig unaufgeregten Atmosphäre." Er fragt sich, ob man in diesen Tagen in Frankfurt die Zukunft der Buchmesse gesehen habe: "Kleiner, überschaubarer, kompakter, leerer – und trotzdem wie gehabt im Mittelpunkt medialer Aufmerksamkeit, die sowieso kein analoges Monsterevent mehr braucht."
Catrin Stövesand kommentiert im Deutschlandfunk die Messeabsage von Jasmina Kuhnke - und die Folgen: Was bedenklich sei, sei die Dynamik, die der Absage folgte, so Stövesand. Solidaritätsbekundungen für eine Person, die bedroht wird, seien natürlich richtig. "Solidarität bedeutet aber nicht, diese Entscheidung zu imitieren oder gar zum Boykott aufzurufen. Solidarität bedeutet nicht, rhetorisch mit den Flügeln zu schlagen und Gift und Galle über den Messe-Betreibern auszuschütten. Auch die Aufmerksamkeit für sich zu nutzen, hat nichts Solidarisches", schreibt sie. Wenn etwa eine bekannte Aktivistin und Autorin behaupte, die Messe habe den rechten Verlag bewusst eingeladen, stelle sich schon die Frage, worauf solche Aussagen zielen. Stövesand: "Was sie anrichten, liegt jedenfalls auf der Hand. Sie erweitern die Gräben und heben zudem neue aus. Weitere Feindbilder werden entworfen."
"Endlich wieder Begenungen", heißt es bei Maren Ahring vom NDR. "Endlich" sei das Wort gewesen, das man in den ersten Tagen immer wieder gehört habe. Die neue Gestaltung stieß ihrer Wahrnehmung zufolge auf geteiltes Echo: "Manche waren zufrieden mit den breiten Gängen und freuten sich über weniger Gedränge, andere vermissten einzelne Verlage und das 'richtige' Messegefühl", so Ahring.
"Die Gänge sind leer. Die Teppiche rot und breit. Die Stände ein Schatten ihrer selbst", urteilt Xaver von Cranach bei Spiegel online. Von Cranach, 1990 geboren und offenbar zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse schreibt weiter: "Die Messe ist wieder da, aber anders als vor der Pandemie. Simulation also, und tatsächlich kommt es einem so vor, besonders, wenn man zum ersten Mal hier ist, in Frankfurt, dem, wie oft betont wird, größten Buchbranchentreffen der Welt, als spielten die Menschen ein Spiel, das "Messe" heißt". Weil sie ein Jahr pausieren mussten, wirkt es auf von Cranach so, "als müssten diese Spielregeln jetzt umso mehr aus exerziert werden". Statt über Bücher zu reden, werde mal wieder gestritten, wie man mit rechten Verlagen umgehen soll, über Ansichten und Einsichten., wie um sich selbst zu vergewissern", bedauert er.