Festakt digital und im TV

Goethe-Medaille an Elvira Espejo Ayca, Ian McEwan und Zukiswa Wanner

9. Juli 2020
Redaktion Börsenblatt

Die Goethe-Medaille, offizielles Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland, erhalten 2020 die bolivianische multidisziplinäre Künstlerin Elvira Espejo Ayca, der britische Schriftsteller Ian McEwan und die südafrikanische Schriftstellerin, Verlegerin und Kuratorin Zukiswa Wanner.

Das teilte das Goethe-Institut mit. Geehrt werden die drei Preisträger*innnen für ihr herausragendes Engagement im internationalen Kulturaustausch. Sie würden einzigartige Beispiele für die Kraft kritisch reflektierender Kunst und des Mottos der Preisvergabe 2020 "Widerspruch ertragen – der Ertrag des Widerspruchs" geben.

Die Begründung der Preisvergabe

 

Elvira Espejo Ayca, geboren 1981 in Bolivien, ist Künstlerin – Dichterin, Essayistin, Musikerin, Weberin – und war von 2013 bis 2020 Direktorin des National Museum of Ethnography and Folklore (MUSEF) in La Paz. Die Kommission der Goethe-Medaille ehrt Elvira Espejo Ayca als "wahre Brückenbauerin, die wertvolle kulturelle Vermittlungsarbeit leistet: zwischen Lateinamerika und Europa, dem modernen Bolivien und seiner kolonialen Vergangenheit, zwischen den eigenen indigenen Traditionen und anderen Kulturen, zwischen den künstlerischen Disziplinen und Generationen. In der Auseinandersetzung mit Ambivalenzen entwickelt sie ihre besondere kreative Kraft."

Ian McEwan, geboren 1948 in England, sei einer der bedeutendsten, international geachtetsten Gegenwartsschriftsteller. "Sein literarisches Schaffen ist vom Wesen des Widerspruchs und der kritischen, tiefenpsychologischen Reflexion gesamtgesellschaftlicher Phänomene durchdrungen wie etwa den Themen Klimawandel, künstliche Intelligenz und Moral in der Wissenschaft. Trotz harscher Angriffe im eigenen Land setzt er sich offen gegen engstirnige Nationalismen ein und tritt als leidenschaftlicher Pro-Europäer auf", heißt es in der Begründung der Jury.

Zukiswa Wanner, 1976 in Sambia geboren, ist Schriftstellerin, Journalistin und Verlegerin. "Ihr Selbstverständnis als 'African writer' bedeutet, über nationale Grenzen hinaus zu schreiben und zugleich die Vielfalt afrikanischer Kulturen in die künstlerische Arbeit einfließen zu lassen. Ihre detaillierte Kenntnis der südafrikanischen Literatur wie auch ihr differenziertes Verständnis für regionale Diskurse und afrikanische weibliche Identität machen sie zu einer international gefragten Expertin und zum Vorbild einer ganzen Generation afrikanischer Schriftsteller*innen", so die Jury.  

Festakt digital und im Fernsehen

In diesem Jahr können die Preisträger*innen aufgrund der Corona-Pandemie nicht zum Festakt nach Weimar reisen, der traditionell am 28. August, dem Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes, stattfindet. Das Goethe-Institut plant daher gemeinsam mit der Deutschen Welle einen digitalen Festakt für ein weltweites Publikum – mit Interviews und Gesprächen, Würdigungen, Filmporträts und Musik.  
 
Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, sagt: "Die Corona-Krise ist mehr als ein virologisches Phänomen. Sie verändert durch gegenseitige Abschottung, Desinformation und Widersprüche die Gesellschaften. Dieser Entwicklung wollen wir trotzen und nicht auf die Verleihung der Goethe-Medaille verzichten. Wir verstärken das Verbindende mit einem grenzüberschreitenden digitalen Netzwerk der Kultur und werden so als Ertrag des Widerspruchs neue Alternativen und Prozesse gewinnen."
 
DW-Intendant Peter Limbourg fasst es als große Ehre für die DW auf, "den drei beeindruckenden Persönlichkeiten durch eine multimediale und mehrsprachige Berichterstattung die verdiente Aufmerksamkeit zu verschaffen und weltweit kulturinteressierte Menschen an der Preisverleihung teilhaben zu lassen."
 
Im Mittelpunkt des Festakts stehen drei Kurzfilme, die Elvira Espejo Ayca, Ian McEwan und Zukiswa Wanner sowie ihre Wirkungsstätten in Bolivien, England und Südafrika vorstellen. Dazu ist ein Gespräch mit Klaus-Dieter Lehmann und den Preisträger*innen geplant. Drei prominente Laudatorinnen würdigen sie: Barbara Göbel, Ethnologin und Direktorin des Ibero-Amerikanischen Instituts Berlin (Elvira Espejo Ayca), die Journalistin und Autorin Franziska Augstein (Ian McEwan) sowie die Schriftstellerin und Verlegerin Zoë Beck (Zukiswa Wanner).

Studierende und Lehrende der Musikhochschule Franz Liszt Weimar, unter der Leitung von Tiago de Oliveira Pinto, bieten musikalische Kompositionen, die sie speziell für die Preisträger*innen ausgesucht und geschaffen haben.
 
Das Goethe-Institut zeigt den digitalen Festakt zur Goethe-Medaille am 28. August um 11 Uhr MEZ auf der Webseite www.goethe.de/goethe-medaille, die Deutsche Welle auf dem Kanal youtube/DWBooks und präsentiert die Preisträger*innen außerdem in ihren mehrsprachigen Fernsehprogrammen.  

Darüber hinaus wird 3sat Kulturzeit die Preisträger*innen am 28. August in der Sendung Kulturzeit vorstellen und auf der Website unter www.3sat.de/kulturzeit.

Über die Goethe-Medaille

Die Goethe-Medaille wurde 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts gestiftet und 1975 von der Bundesrepublik Deutschland als offizielles Ehrenzeichen anerkannt. Die Verleihung findet am 28. August, dem Geburtstag Goethes, in Weimar statt. Gemeinsam mit dem Kunstfest Weimar richtet das GoetheInstitut ein Begleitprogramm aus.

Seit der ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 354 Persönlichkeiten aus 67 Ländern geehrt worden, darunter Daniel Barenboim, Pierre Bourdieu, David Cornwell alias John le Carré, Sir Ernst Gombrich, Lars Gustafsson, Ágnes Heller, Petros Markaris, Sir Karl Raimund Popper, Jorge Semprún, Robert Wilson, Neil MacGregor, Helen Wolff, Juri Andruchowytsch oder Irina Scherbakowa.

Die Kommission der Goethe-Medaille.