Messegerüchte im Livestream der "ZEIT"

Geklaute Langspielplatten und Lars Eidinger tanzt nackt

14. Oktober 2020
Sabine van Endert

Bei Unseld geklaute Langspielplatten und Lars Eidingter tanzt nackt: Kommen auch ohne Partys gute Messegerüchte auf? Falls nicht, hat die „ZEIT“ Jo Lendle, Sophie Passmann, Hannah Lühmann und Ijoma Mangold aufgefordert, in einem Livestream zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse kräftig vorzulegen.

 

Die Nachtbuchmesse

Zur Einstimmung wird den Zuschauer*innen empfohlen, Weißwein und Stehempfangshäppchen (Pumpernickel mit Forelle oder Suppe im Reagenzglas) bereitzuhalten und später wachsam durch die Wohnung zu laufen, um „in keinen schwankenden Literaturkritiker reinzukrachen“. Und sich Werbegeschenk-Taschen umzuhängen. 

"Ich bin ein Bündel zappelnder Haut, das sich nach der Buchmesse sehnt", gab Jo Lendle zu. Der Hanser-Verleger kam gerade aus Frankfurt zurück. Er sei noch einmal im Hessischen Hof gewesen, der zum Ende der Buchmessewoche seine Türen schließt, "um alten Schweiß abzuschöpfen". Was vermisst er?

In der Runde mit der Autorin Sophie Passmann und den Literaturkritiker*innen Hannah Lühmann und Ijoma Mangold ging es in erster Linie um die Buchmesse bei Nacht. "So wenige literarische Entdeckungen wie auf der Buchmesse nimmt man selten zur Kenntnis", sagte Ijoma Mangold. Schuld daran seien die Partys: Verkatert habe er sich häufig eine Veranstaltung für einen sogenannten Messesplitter für seine Zeitung herausgepickt, um nach getaner Arbeit langsam wieder in den Trinkmodus umzuschalten. Die erste Party nach der Eröffnung bei der "ZEIT" etwa: "Very poshy und artsy, Lars Eidinger tanzt nackt", so das Urteil von Sophie Passmann. 

Hannah Lühmann erinnerte an die legendäre "FAZ"-Messezeitung, für die sie 2013 berichtete, und in der die Partys Quelle Nummer eins für die Berichterstattung war. Ihr Buchmessengedächtnis sei schlecht, was Partys angeht. Rowohlt in der Schirn habe immer eine "mittelschwere Tür" gehabt und sei sonst eher "klassenfahrtmäßig", bei Joachim Unseld sollten angeblich nur geladene Gäste reinkommen, sie habe es aber immer auch ohne Einladung geschafft.

Platten klauen bei Joachim Unseld

"Dort ist der Journalistenquotient unerreicht hoch", vermutet Jo Lendle, "das gefällt euch". Und morgens würde man dann im Literaturhaus landen und die Autoren würden ihm Langspielplatten zeigen, die sie bei Unseld geklaut hätten und die er dann wieder zurückgeben müsste. "Ich möchte, dass das aufhört", mahnt er. Und Sophie Passmann hätte bei der KiWi-Party 2019 gern einmal für eine Stunde die Türsteherin gegeben: "Lendle? Sagt mir jetzt nichts... FAZ? Nein, schönen Abend noch..." Ihr Verlag hat abgelehnt. 

Bei der nächsten Buchmesse jedenfalls werde es jedenfalls "heavy Petting" geben, alle seien "heiß wie Frittenfett", vermutet Sophie Passmann. 

Apropos heavy Petting - für die Taxifahrer sei die FBM eine Enttäuschung, weil bei den anderen Messen alle ins Bordell fahren, in der Buchbranche aber alle miteinander schlafen würden, weiß Mangold. Endlich das erste Paargerücht: Takis Würger und Sophie Passmann? 

Auf der Buchmesse gelte "Wer mit wem für wie viel", so Lendle. Es gehe bei den Paarungen um Vorschüsse. Und: jede genannte Zahl sei 2,5 mal zu hoch. 

Gerüchte gab es bei diesem munteren Messegeplauder eher nicht, dafür viel Sehnsucht nach alten Zeiten: Er habe in Frankfurt eine Autorin getroffen, die ihm sagte, sie wolle sich "einfach nur in einem unvorstellbar verrauchten Raum den Weg zur Toilette bahnen müssen", erzählt Jo Lendle. Er habe die Sorge, dass im nächsten Jahr während der Buchmesse überhaupt nicht mehr geschlafen wird. 

Hier gibt es den "ZEIT"-Talk zum Nachhören und sehen!