Protestbewegung in Belarus

Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch zum Verhör bestellt

25. August 2020
Redaktion Börsenblatt

Swetlana Alexijewitsch, Literaturnobel- und Friedenspreisträgerin, wird am Mittwochnachmittag von Lukashenko zum Verhör bestellt. Dies teilte Nina George, Präsidentin der Europäischen Schriftstellervereinigung heute mit.

„Mit großer Bestürzung erfuhren wir gestern von unserem Mitglied, dem Verband Belarusischer Autoren (UBW), von der Einbestellung ihres Mitglieds, der Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch zum Verhör am morgigen Mittwochnachmittag“, so Nina George.

Swetlana Alexijewitsch und rund 70 anderen Mitgliedern des „Koordinierungsrates“ der Opposition wird von der Regierung Lukashenkos der „illegale Versuch der Machtergreifung“ zum Vorwurf gemacht. Der Generalstaatsanwalt hat bereits Klage erhoben, zwei Mitglieder des Rates wurden bereits verhaftet, wie die BBC bestätigte. Es drohen fünf Jahre Haft.

Auch der Intendat des National-Theaters in Minsk, Pavel Latushko, wurde für diesen Mittwochnachmittag zum Verhör einbestellt. Auch er hat gegen die Gewalt an Demonstrierenden protestiert. Auch er gehört wie die Friedenspreisträgerin zum Präsidium des Rates, der den Dialog mit Lukashenko anstrebt, um einen friedlichen Machtwechsel durch demokratische Neuwahlen unter internationaler Beobachtung zu garantieren.

Über die Erklärung des European Writers‘ Council zu den Vergehen in Belatus haben wir in der lezten Woche berichtet. Nicht nur PEN International und der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat sich dem Ewc angeschlossen, sondern auch Verbände in Dänemark, Spanien, Ungarn, Polen, dem Baltikum, Norwegen und Schweiz. Einen Überblick finden Sie hier.

Nina George weist auch darauf hin, dass die Kommunikation nach Belarus durch staatliche Kontrollen und das Abschalten von Internet und Wifi stark eingeschränkt ist. Man stehe mit den Kollegen in Minsk, dem Verband belarusischer Schriftseller*innen, nur über Messengerdienste und das Telefonnetz in fragilem Kontakt.

„Jede Berichterstattung, jedes Zeichen von Solidarität ist nicht nur Motivation und Stärkung der Moral unserer Kollegen, Freundinnen, der Menschen, die uns als Autoren nah sind. Es vereitelt zudem die Intention des derzeitigen Machtinhabers Lukashenko, die Weltöffentlichkeit auszuschließen von den ungeheuerlichen Vorgängen in Belarus“, so George weiter.

Die Reports der belarusischen Autoren über die Vorgänge in Belarus finden Sie auf der Website des European Writer’s Council.