Mentoring-Programm der Bücherfrauen

"Es tut gut, eine kompetente Ansprechpartnerin zu haben"

5. Juli 2024
Redaktion Börsenblatt

Das überregionale Mentoring-Programm der Bücherfrauen bringt Quereinsteigerinnen und erfahrene Mentorinnen für ein ganzes Jahr zusammen. Berufliche Erfüllung steht im Mittelpunkt. Vier Mentees aus den Bereichen Lektorat, Autorschaft, Illustration und Buchhandel berichten, wie sie von ihren Mentorinnen und dem Netzwerk profitieren. 

Hanna Schmandin, freie Lektorin und Schreibberaterin

Hanna Schmandin

Ich habe mich nach vielen Berufsjahren als Lektorin und Projektmanagerin in einem Kunstbuchverlag im vergangenen Jahr als Lektorin selbstständig gemacht. Da mein Herz neben der Kunst aber vor allem für Belletristik und Kinder- und Jugendliteratur schlägt (ich habe zuerst Grundschullehramt und später Germanistik und Spanisch studiert), hatte ich schon länger den drängenden Wunsch, als Lektorin im belletristischen Bereich zu arbeiten. So war für mich nicht nur der Sprung aus einer Festanstellung in die Selbstständigkeit eine Herausforderung, sondern auch, die Brücke zu schlagen vom Kunstbuch- zum Belletristiklektorat, vor allem mit den besonderen Anforderungen, die das Kinder- und Jugendbuchlektorat stellt.

Aber auch unabhängig vom fachlichen und inhaltlichen Know-how bin ich als Solo-Selbstständige mit ganz anderen Themen konfrontiert, als als Angestellte. Da geht es nicht nur um wesentliche Themen wie die klassische Textarbeit und die Zusammenarbeit mit Kund:innen, sondern auch um Zeitmanagement, das Kennenlernen der eigenen Grenzen und Selbstfürsorge. Und auch ganz profane Dinge wie Buchhaltung und Auftragsakquise sind Themen unserer regelmäßigen Gespräche. Und es geht im Mentoring auch viel ums Bestärken, ums Weitermachen, wenn einen zwischendurch auch mal der Mut verlässt. Ich habe das Glück, dass ich mit meiner Mentorin eine sehr erfahrene Lektorin an die Seite gestellt bekommen habe, die mich mit ihrer jahrelangen Berufserfahrung und mit viel Empathie unterstützt, und von der ich schon unschätzbar viel lernen durfte. Durch das BücherFrauen-Mentoring habe ich gelernt, dass ich mich - egal an welchem Punkt in meinem beruflichen Leben ich gerade stehe - nicht nur in einem geschützten Rahmen und die Unterstützung von erfahrenen Frauen weiterentwickeln kann, sondern dass Netzwerken vor allem auch Spaß machen kann.

Nadine Wedel, Account Managerin E-Book Vertrieb bei Libreka und freiberufliche Autorin und Organisatorin von Veranstaltungen (z.B. Diary slams)

Nadine Wedel

Ich habe mich beim Mentoring-Programm angemeldet, da ich nebenberuflich ein Kinderbuch-Projekt mit dem Thema Korea verfolge. In meiner beruflichen Laufbahn hatte ich bisher keine Berührungspunkte im Kinderbuch-Bereich. Deshalb habe ich mir eine Mentorin gewünscht, die mich in diesem Gebiet mit ihrer Expertise unterstützt.

Bis vor drei Jahren habe ich selbst das Mentoring-Programm in Hamburg mitorganisiert und habe immer hautnah dabei sein können, wenn Mentees gemeinsam mit ihrer Mentorin ihr Ziel oder Teilziele erreicht haben. Deshalb ist es für mich nun umso spannender, selbst als Mentee am BücherFrauen Mentoring-Programm teilzunehmen und von den Erfahrungen und Kontakten der Mentorin(nen) und der anderen Mentees zu profitieren

Mit Blick auf die letzten sechs Monate und die Begleitung durch meine Mentorin habe ich bereits viel gelernt, u.a. habe ich mein Projekt noch mal grundsätzlich neu aufgezogen. Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch der passende Verlag für mein Kindersachbuch.

Mireille Davids, freie Illustratorin

Mireille Davids

Ich bin eigentlich Modedesignerin und habe meine Festanstellung gekündigt, um als Illustratorin freiberuflich zu arbeiten. Das ließ sich zuerst gar nicht schlecht an, doch dann kamen Corona und die Lockdowns, die mich, wie viele andere Selbstständige auch, auf Null zurückgeworfen haben. Leider hat die Auftragslage sich auch danach nicht mehr so wieder erholt, dass ich davon gut leben könnte. 

Dazu kommt, dass ich ja doch eher Quereinsteigerin im Bereich Illustration bin. Sicher sind zeichnerische und gestalterische Fähigkeiten auch in der Mode Voraussetzung, aber die Verlags- und Buchbranche ist eben eine eigene Welt, deren Mechanismen ich nicht gut genug kenne und in die ich vor allem nicht ausreichend vernetzt bin. Natürlich kann ich mein Portfolio an Verlage und andere potenzielle Auftraggeber versenden, ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass dieser Weg nicht sonderlich erfolgreich ist. Es fehlte also schlicht an Ideen, wie ich effizientere Akquise betreiben könnte. 

Von den Bücherfrauen und dem Mentoring-Programm erfuhr ich erst im Januar von einer Bekannten, die auch Bücherfrau ist. Ich war sofort Feuer und Flamme, für mich war völlig klar, dass ich in dieses Programm möchte. Doch schnell erfuhr ich, dass es gerade begonnen hatte, Bewerbung wäre schon ein halbes Jahr vorher gewesen. Und noch dazu findet es nur alle zwei Jahre statt, also erst wieder 2026. Ich war unendlich enttäuscht! Im März aber kam dann eine Mail von Bärbel Becker, dass ein Tandem sich aufgelöst hatte und es eine sehr geringe Chance für mich gäbe, nachzurücken. Ich glaube, sie hat gemerkt, wie wichtig es mir wäre und wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt, eine passende Mentorin für mich zu finden. So klappte es mit einem verspäteten Einstieg Ende März.

Es war Sympathie auf den ersten Blick. Wir verstehen uns seit dem ersten Moment fantastisch, jeder Austausch ist unglaublich herzlich. Darüber hinaus bringt meine Mentorin aber eben auch wahnsinnige Erfahrung und Kompetenz im Kinder- und Jugendbuch-Bereich mit, kennt die Verlagswelt in- und auswendig und kann mir tolle Ratschläge geben. Nachdem wir meine Wünsche und Ziele definiert haben, ging es die letzten Wochen darum, meinem Portfolio noch etwas Schliff zu verleihen und Anschreiben-Texte zu verbessern. Wir haben uns zusammen Verlage angeschaut und sie hat mich durch ihre Brille darauf schauen lassen, ihre Perspektive und einen anderen Blickwinkel mit mir geteilt. Fürs nächste Treffen steht ein Brainstorming auf dem Plan, welche Akquise-Maßnahmen noch für mich infrage kommen. Auch der Vormarsch von K.I., die jetzt schon sehr zielsicher Bilder entwickeln kann und z.B. im Editorial Bereich schon oft menschliche Illustratoren ersetzt, wird sicher noch ein Thema sein.

Außerdem hat es ja gerade ein Treffen aller Mentorinnen und Mentees in Frankfurt gegeben. Es war gut, die anderen persönlich kennenzulernen, es wurden in diesem Safe Space gute Gespräche geführt und ich bin jetzt, eine Woche später, mit einigen im E-Mail-Austausch und habe einige Namen und Adressen von Personen in Verlagen bekommen, an dich ich mein Portfolio per Empfehlung senden darf.

Kurz: Es tut wahnsinnig gut, eine kompetente Ansprechpartnerin zu haben, die ich jederzeit alles fragen darf. Ich fühle mich nicht mehr so allein mit meinen Themen und Fragen. Die anderen Mentees spiegeln mir, dass ich nicht die einzige bin, die Themen hat. Ich wachse gerade in ein Netzwerk hinein und werde Teil davon. Viele Frauen, dich ich jetzt erleben durfte, sind Vorbilder als toughe, kompetente, warmherzige, kluge Frauen.

Meine Mentorin strahlt eine wahnsinnige Freude an der Aufgabe aus und gibt mir das Gefühl, auch selbst von unserem Austausch zu profitieren, ist unfassbar interessiert und motiviert. 

Theresa Loschert, Leitung Ströppche Concept Store

Theresa Lorschert

Ich habe letztes Jahr mit dem Ströppche Concept Store (https://stroeppche.de/) als "Quereinsteigerin" einen Online Concept Store für moderne Kinderbücher, besonderes Spielzeug & Accessoires gegründet.

Durch die Teilnahme an dem Bücherfrauen Mentoring-Programm habe ich mir vor allem einen Wissens- und Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerinnen sowie Expertinnen aus allen Bereichen rund ums Buch versprochen.

Dabei geht es um ganz praktische Fragen als Gründerin (z.B. über welche Kanäle erreiche ich am besten meine Zielgruppe? Wie finde ich am besten Personal?), aber auch konkrete Fragen für die Auswahl meines Bücher-Sortiments (z.B. wie finde ich die besten Bücher-Neuheiten? Welche Bücher werden besonders nachgefragt? Wie komme ich in direkten Kontakt mit den für mich interessanten Verlagen?). Diese Erwartungen haben sich so bisher auch voll und ganz erfüllt.

Insbesondere der regelmäßige Austausch mit meiner Mentorin Anja Urbschat, die in Düsseldorf einen lokalen Buchladen mit Online-Shop (http://localbook.shop/) betreibt, ist sehr bereichernd. Ich habe viele praktische Ratschläge erhalten, die mir in meiner täglichen Arbeit helfen und auch sehr viel Zuspruch und Bestätigung. Hier habe ich einen „safe space“ und kann alle Fragen auf Augenhöhe stellen.

Das gesamte Bücherfrauen Mentoring-Programm ist toll eingebettet in unterschiedliche Workshops und tolle Netzwerk-Veranstaltungen! Gerade Frauen haben und nutzen Netzwerke oft noch viel zu selten – schön, dass es mit dem Mentoring-Programm der Bücherfrauen so ein tolles und bereicherndes Angebot gibt!