Italienischer Autor, Übersetzer und Verleger

Ernesto Franco ist tot

11. September 2024
von Börsenblatt

Am 10. September ist Ernesto Franco nach langer Krebs-Erkrankung mit 68 Jahren gestorben. 1991 begann er seine Laufbahn beim italienischen Verlag Einaudi, zuletzt war er dort Generaldirektor.

Ernesto Franco

Mit Ernesto Franco, am 11. August 1956 in Genua geboren, verliere das italienische Verlagswesen "einen seiner großen Protagonisten, die AIE einen wertvollen Berater, der viel zum Wachstum und zur Autorität unseres Verbandes beigetragen hat", hebt AIE-Präsident Innocenzo Cipolletta in einer Trauernotiz des italienischen Verlegerverbands hervor. In führenden Gremien der AIE war er von 2015 bis 2023 tätig. Der Schriftsteller sei der Architekt der Wiederbelebung und Erneuerung des Verlags Einaudi gewesen, der heute eine führende Rolle in der italienischen Verlagsszene spiele.

"Ernesto Franco, an den wir uns vor allem als großen Verleger erinnern, der aber auch ein produktiver Schriftsteller, ein raffinierter Gelehrter und ein sorgfältiger Übersetzer war, verstand es meisterhaft, bei Einaudi Tradition und Innovation zusammenzuhalten", ergänzt Cipolletta.

Franco kam 1991 als Sachbuch-Redakteur zu Einaudi, schreibt der Verlag in einem Nachruf, und leitete die Literaturreihe, seit 1998 übernahm er die Rolle des Programmleiters und leitete in den letzten Jahren auch die Geschäfte des Verlags. Am Anfang seiner Laufbahn bei Einaudi, 1994, war der Verlag von der Mondadori-Gruppe des Forza-Italia-Führers Silvio Berlusconi gekauft worden. Auch diese schwierige Zeit meisterte er. Kürzlich hatte er die Programmleitung an Paola Gallo abgegeben. In den letzten Tagen verschlechterte sich sein Zustand plötzlich und er verstarb am 10. September 2024 in Genua.

Unter seiner geschickten Leitung sei der Verlag zur zweitgrößten Verlagsmarke Italiens geworden, so der Einaudi-Nachruf weiter. Er dehnte das Programm in Gebiete aus, in die sich der Verlag nie vorgewagt hatte, ohne jedoch jemals die Geschichte und Tradition von Einaudi zu vergessen. Mit ihm habe Einaudi sein Angebot an ausländischer Qualitätsliteratur mit zehn Nobelpreisen in zwanzig Jahren gestärkt und die italienische Belletristik mit sechs Strega-Preisen in den letzten fünfzehn Jahren grundlegend erneuert; gleichzeitig habe der Verlag einen sehr hohen Anteil an wissenschaftlich fundierten Sachbüchern beibehalten.

Aber, so betont, Einaudi, in Wirklichkeit hätten seine größten Verdienste noch vor der stets klugen redaktionellen Leitung, auf einem anderen Gebiet gelegen: "nämlich darin, dass es ihm gelungen ist, in der Redaktion ein Klima großer Harmonie zu schaffen. Mit seiner natürlichen Autorität, mit seiner Freundschaft, mit seiner Fähigkeit, zuzuhören und die kleinen oder großen Talente jedes Einzelnen zu bewerten, mit Freude und Ironie in den richtigen Momenten".