Darüber hinaus belegen zahlreiche Aussagen, dass Mays erzählerischer Kosmos vor allem in jungen Menschen Interesse und Wertschätzung für die Traditionen, Sprachen und Religionen anderer Kulturen zu wecken vermag. Wir bemühen uns daher, die Faszination, die von Karl May ausgeht, verstärkt auf die Beschäftigung mit der historischen und heutigen Realität der im Werk fiktional repräsentierten Kulturen zu lenken. In diesem Spannungsverhältnis von Fiktion und Realität, das im Rollenspiel seiner Biographie wiederkehrt, erkennen wir ein besonderes didaktisches Potential. Hinzu kommen zeitlose pädagogisch relevante Handlungsmotive wie Freundschaft, Einsatz für Freiheit, Konfliktbewältigung, Bewährung in Anfechtungen und im Widerstreit von Gut und Böse.
Wir bekräftigen in diesem Zusammenhang die Unantastbarkeit der Freiheit von Wissenschaft und Kunst und halten es für grundsätzlich falsch, historisch gewachsene Elemente der Kultur mittels einer rückwirkenden Umbewertung aus dem öffentlichen Diskurs oder dem Bildungssystem auszuschließen. Diese Freiheit schließt für uns die Verpflichtung ein, mit besonderer Empathie die Wirkung europäischer Äußerungen auf Angehörige von Kulturen zu berücksichtigen, die unter europäischem Denken und Handeln gelitten haben oder leiden. Im Rahmen unserer jeweiligen Aktivitäten, Veranstaltungen und Publikationen arbeiten wir auf eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für diese Problematik hin und suchen die Perspektiven außereuropäischer Kulturgemeinschaften angemessen zu integrieren. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass im Umfeld der Karl-May-Institutionen Räume für kulturelle Begegnungen entstehen, die von Offenheit und Respekt bestimmt sind und zu wechselseitiger kultureller Bereicherung führen."