Von Klimawandel bis postkoloniale Erinnerungskultur

Die politische Frankfurter Buchmesse

14. September 2023
von Börsenblatt

Auch die 75. Ausgabe der Frankfurter Buchmesse bietet eine Plattform für den demokratischen Austausch. Nun gibt die Messe einen ersten Einblick in das kulturpolitische Programm. Mit dabei sind unter anderem Lea Bonasera von der Letzten Generation, Deniz Yücel vom PEN Berlin und Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank. 

Diskussionen über politische Themen: Bei der Buchmesse 2022 ging es im Gespräch der Journalist:innen Natalie Amiri (Mitte), Denis Yücel (rechts) und Behzad Karim Khani, iranischer Journalist und Schriftsteller, um den Iran

„Die Buchmesse ist eine Demokratiemesse“, so Torsten Casimir, Sprecher der Frankfurter Buchmesse, in der Pressemitteilung. „Gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels setzen wir uns seit 1949 für das freie Wort ein. In diesem Jahr wird die Anwesenheit von Salman Rushdie, der in Frankfurt am Abschlusstag der Messe den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, dem Thema ein besonderes Gewicht und internationale Sichtbarkeit geben. Auch in den Programmen, die wir selbst kuratieren, nimmt die Presse- und Meinungsfreiheit einen breiten Raum ein.“

Frankfurt Pavilion als kulturpolitische Bühne

Ein großer Teil des politischen Programms findet im Frankfurt Pavilion auf dem Außengelände der Agora statt.

  • Es diskutieren u.a. Claudia Roth, (Bundesbeauftragte für Kultur und Medien), Deniz Yücel (PEN Berlin), Irina Scherbakowa (Schriftstellerin, Mitgründerin der Menschenrechtsorganisation Memorial), Dmitri Gluchowski (russischer Bestseller-Autor im Exil) und Meron Mendel (Bildungsstätte Anne Frank).
  • Über zukünftige kriegerische Konflikte sprechen die Autoren und Militär-Experten Herfried Münkler und Carlo Masala.
  • Und die Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) organisiert ein Panel mit Frankfurter Schreibenden, die sich über kulturelle Teilhabe aus Migran:innensicht austauschen.
  • Zum Thema Demokratie und Menschenrechte findet im Pavilion das Frankfurt Forum, organisiert in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, statt. Hier diskutieren die philippinische Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir, Can Dündar (Journalist und Autor im Exil) sowie UN High Commissioner for Human Rights Volker Türk.
  • Zum Thema postkoloniale Erinnerungskultur veranstaltet das Goethe-Institut Berlin mit Tahir Della (Aktivist der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland) ein Event.
  • Die taz spricht mit der Psychologin und Impfkampagnen-Expertin Prof. Cornelia Betsch über Gesellschaften in der Dauerkrise.
  • Außerdem findet eine Veranstaltung mit der LiBeraturpreisträgerin Adania Shibli statt. Die palästinensische Autorin erhält zuvor die jährliche Auszeichnung für Autorinnen aus dem Globalen Süden.
  • Musikalisch setzt die iranisch-stämmige israelische Sängerin Liraz Charhi als „Stimme der iranischen Proteste“ ein Zeichen.

Weitere kulturpolitische Highlights auf der Buchmesse

  • Zum 75-jährigen Jubiläum der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte werden internationale Autor:innen in ihrer Landessprache ausgewählte Artikel vortragen. Sie kommen aus Gastländern der Frankfurter Buchmesse wie Slowenien, Italien und den Philippinen.
  • Außerdem hat das Israel Institute for Hebrew Literature die Sängerin Rita Yahan-Forouz, die auf Farsi ihre Solidarität mit dem iranischen Widerstand bekundet, auf die International Stage eingeladen.
  • Das Goethe-Institut Ukraine und das Ukrainische Buchinstitut präsentieren auf einem 200 qm großen Länderstand unter dem Motto "Fragility of the Earth" die Kulturbranche der Ukraine.
  • Als ein Zeugnis der Verbrechen des Dritten Reichs befindet sich auf der Agora die Ausstellung "Verbrannte Orte - Bücherverbrennungen von 1933". Im Mittelpunkt stehen Fotografien der heutigen verbrannten Orte und laden die Betrachter ein sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen.
  • Mit „SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft“ wird die Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat engagierte Autorinnen vorstellen. Mit dabei sind u.a. die Klima-Aktivistin und Gründerin der „Letzten Generation“ Lea Bonasera, die ehemalige Femen-Aktivistin Zana Ramadani sowie die KI-Expertin und Gründerin Mina Saidze. Moderiert wird SHEROES von der „Freiheit Deluxe“-Podcasterin Jagoda  Marinić. 
  • Auf dem Panel „Black Femininity - (New) Daughters of Africa” sprechen die Schriftstellerin Bridget Minamore, die Übersetzerin Eleonore Wiedenroth-Coulibaly und die Geschlechter- und Rassismusforscherin Dr. Denise Bergold-Caldwell über das Schreiben vor dem Hintergrund von Erfahrungen mit Diskriminierung.