Türkei

Deutscher PEN entsetzt über Yücel-Verurteilung

17. Juli 2020
Redaktion Börsenblatt

Das deutsche PEN-Zentrum ist empört, dass sein Mitglied Deniz Yücel durch ein Gericht in Istanbul zu zwei Jahren, neun Monaten und 22 Tagen Haft verurteilt worden ist. Es forderte die Bundesregierung auf, sich für die Freilassung aller politischen Häftlinge in der Türkei einzusetzen.

Deniz Yücel sei unschuldig, so PEN-Vizepräsident Ralf Nestmeyer: "Er hat kein 'Verbrechen' begangen, sondern ist als Zeitungskorrespondent seiner Arbeit als Journalist nachgegangen." Die türkische Justiz habe ihn stellvertretend für die Pressefreiheit auf die Anklagebank gesetzt und sich mit dem Urteil gegen Deniz Yücel ein weiteres Mal "zum willfährigen Handlanger eines despotischen Regimes gemacht. Das einzig akzeptable Urteil wäre ein Freispruch in sämtlichen Anklagepunkten gewesen. Wir versichern unserem Mitglied Deniz Yücel unsere uneingeschränkte Solidarität."

Deniz Yücel befinde sich glücklicherweise wieder in Freiheit, aber noch immer säßen viele Kulturschaffende, Menschenrechtsaktivisten und Journalisten wie Osman Kavala und die PEN-Ehrenmitglieder Ahmet Altan und Selahattin Demirtaş im Gefängnis. "Mit Hochachtung verbeugen wir uns vor ihrem ungebrochenen Willen, sich auch unter schweren Haftbedingungen für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei zu engagieren", so Nestmeyer, der auch Writers-in-Prison-Beauftragter ist. Hier sei die deutsche Politik gefordert: "Rechtsbeugungen, Einschränkungen der Meinungsfreiheit sowie stete Menschenrechtsverletzungen können keine Basis für politische und wirtschaftliche Beziehungen sein. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für die Freilassung aller politischen Häftlinge in der Türkei einzusetzen."