Klaus Schöffling wird 70

Der Herr des gotischen Büchergewölbes

14. Mai 2024
von Börsenblatt

Klaus Schöffling, Gründer des Frankfurter Schöffling Verlags, feiert an diesem Dienstag (14. Mai) seinen 70. Geburtstag. Glückwunsch an einen herausragenden Independentverleger.

Klaus Schöffling

Klaus Schöffling hatte seinen Verlag am 30. November 1993 in Frankfurt am Main gegründet. Deutschsprachige Gegenwartsliteratur prägte das Programm, zusammen mit Lyrik und internationaler Literatur (mit Fokus auf Osteuropa und Amerika). Außerdem entdeckte und verlegte Schöffling vergessene Werke wie die von Gabriele Tergit oder Ulrich Becher neu. Zahlreiche Literaturpreise würdigten die Hausautoren. Der „Literarische Katzenkalender“ ist seit 1996 Best- wie Longseller des Verlags, flankiert von vielen weiteren literarischen Kalendern. 2019 und 2020 wurde der Schöffling Verlag mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet, der herausragende Independent-Verlage würdigt. 2017 ging der Kurt Wolff Preis an Schöffling, 2016 der Frankfurter Binding-Kulturpreis.

Über Jahrzehnte hinweg engagierte sich Schöffling für seine Autor:innen – wie Schriftsteller Burkhard Spinnen 2019 in einem Glückwunsch zum 65. Geburtstag schrieb. Seine Geschichte als Autor des Hauses Schöffling sei „eine Geschichte, die geprägt ist von Verständnis, Vertrauen und Ehrlichkeit“.

Das Verlegerbüro: Ein Raum, in dem nicht Bücher sich befinden, sondern der aus Büchern besteht, Büchern, die an den Wänden emporklettern, in Katarakten von dort zurück zu Boden stürzen, um dort als Stalagmiten wieder emporzuwachsen und sich nach Art der gotischen Gewölbe gegenseitig zu stützen. 

Burkhard Spinnen in seinem Glückwunsch zum 65. Geburtstag Klaus Schöfflings

Doch auch die gesamte Literaturszene hat ihm viel zu verdanken. Beispielsweise entwickelte er die Idee für die Veranstaltungsreihe „Frankfurt liest ein Buch“, die enormes Echo fand und von Städten bundesweit aufgegriffen wurde. 2022 übernahm der Kampa Verlag den Schöffling Verlag, im März 2023 kam Philipp Werner als neuer Verleger in den Schöffling Verlag und teilt sich nun mit Silke Tabbert die Geschäftsführung.

Klaus Schöffling ist heute nicht mehr im Verlagswesen aktiv – aber dürfte man ihn nun als „Altverleger“ oder „früheren Verleger“ beschreiben? Das Interesse an Literatur und an Menschen, die diese schreiben und vermitteln, lässt ein Literaturmensch wie Schöffling nicht mit dem Ende des aktiven Berufslebens in den Räumlichkeiten des Verlags zurück. Nach wie vor bringt er seine Erfahrungen bei der Jury des Alfred-Kerr-Preises für Literaturkritik ein. Inzwischen ist er das „dienstälteste“ Jurymitglied des 1977 gestifteten Preises. Alles Gute zum 70. Geburtstag – und viele anregende Lesestunden!