Bestseller-Autor stirbt mit 89 Jahren

Cormac McCarthy ist tot

14. Juni 2023
Redaktion Börsenblatt

Cormac McCarthy ist am 13. Juni im Alter von 89 Jahren gestorben. Der Pulitzer-Preisträger gehörte zu den bedeutsamsten amerikanischen Autoren. Seine Romane wie "Die Straße" wurden weltweit gelesen.

Cormac McCarthy wurde am 20. Juli 1933 in Providence, Rhode Island, als drittes von sechs Kindern eines Anwalts geboren. Mit seiner Familie zog er vier Jahre später nach Knoxville, Tennessee. Während seines Kunststudiums und seiner Zeit bei der United States Air Force arbeitete er an den Kurzgeschichten "Wake for Susan" und "A Drowning Incident", die in der Studentenzeitung "The Phoenix" erschienen. 1961 verließ er die Universität ohne Abschluss und zog nach Chicago, wo er seinen ersten Roman begann. Währenddessen arbeitete er bei einer Firma für Autoersatzteile.

Erst 1965 erschien mit "Der Feldhüter" Cormac McCarthys erster Roman bei Random House. Sein Lektor war 20 Jahre lang Albert Erskine, der auch William Faulkner betreute. 1968 folgte mit "Draußen im Dunkeln" sein zweiter Roman.

Sein erster großer Romanerfolg erschien 1981: "Die Abendröte im Westen", ein brutal ungeschminkter Text "über die Indianerkriege nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, die mit der Unterwerfung der Apatschen und Komantschen endeten" (Rowohlt). Der Schreibprozess wurde durch ein Stipendium gefördert. Der Roman gilt heute als eines der bedeutendsten Erzählwerke der US-amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Bei einer späteren Umfrage des New York Times Magazine unter Schriftstellern und Verlagsmitarbeitern nach den einflussreichsten amerikanischen Romanen der vergangenen 25 Jahre kam "Die Abendröte im Westen" auf den dritten Platz hinter Toni Morrisons "Menschenkind" und Don DeLillos "Unterwelt", führt der Rowohlt Verlag in einem Nachruf aus..

Der erste kommerzielle Erfolg

Der 1992 folgende Roman "All die schönen Pferde", für den er mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde, wurde zu seinem ersten kommerziellen Erfolg. Innerhalb von sechs Monaten wurden 190.000 Exemplare verkauft. Später folgten mit "Grenzgänger" und "Land der Freien" zwei weitere Teile der Border-Trilogie, ein trauriger Abgesang auf die angebliche Freiheit des amerikanischen Westens. 

"Kein Land für alte Männer" (2005) war McCarthys erster Roman mit Verfilmung – durch die Coen-Brüder. Der Streifen erhielt vier Oscars. Sein größter internationaler Erfolg war sein dystopischer Roman "Die Straße", der mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet und 2009 von John Hillcoat verfilmt wurde.

16 Jahre nach seiner letzten Veröffentlichung erschienen im Herbst 2022 schließlich mit "The Passenger" und "Stella Maris" die letzten Romane McCarthys, ein Doppelroman. 

Am 13. Juni ist Cormac McCarthy wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag in seinem Haus in Santa Fe, New Mexico, "eines natürlichen Todes gestorben". Das sagte seine Agentin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

McCarthy galt als sehr zurückgezogener Autor, der nur wenige Interviews führte. "Er gehörte zu den bedeutendsten Schriftstellern der amerikanischen Gegenwartsliteratur, entzog sich weitgehend dem Literaturbetrieb und fühlte sich nach eigener Aussage in der Gesellschaft von Wissenschaftlern wohler als in der von Literaten", schreibt der Rowohlt Verlag in einem Nachruf.

Männliche Außenseiter als Thema

Sein Werk sei bestimmt durch die große Sinnfrage, ob das Böse dem Menschen nicht von Anbeginn zu eigen ist. Seinem Buch "Die Abendröte im Westen" steht ein Motto des deutschen Mystikers Jakob Böhme voran: "So ist aber der Tod und das Sterben der Finsternis Leben". Dieser Finsternis habe McCarthy in jedem seiner Romane Leben eingehaucht, so Rowohlt. Bevölkert seien die in einer ebenso geschmeidigen wie wuchtigen Sprache gehaltenen Bücher von in der Regel männlichen Außenseitern, jungen wie alten. Es herrscht eine regel- und grundlose Gewalt, die jede Sinnsuche des Helden in Frage stellt – und gleichzeitig die der gesamten westlichen Zivilisation. "Sie wandern aus ihrem verkommenen Paradies aus, weil sie auf der Suche nach etwas sind, was bei ihnen bereits ausgestorben ist", ließ er eine Figur resümieren. "Etwas, wofür sie vielleicht gar keinen Namen haben." Hinter jeder genau beschriebenen Geste, jeder eindrucksvoll ausgebreiteten Landschaft lauert das Namenlose, dem man wohl in kaum einem anderen Werk der Gegenwart so nahe kommt wie in den Romanen Cormac McCarthys. 

Im Vorfeld des Literaturnobelpreises stand er immer wieder als möglicher Preisträger zur Debatte. 

Cormac McCarthys Werk erscheinen auf Deutsch seit über 40 Jahren bei Rowohlt.